Essay:
Die Bibel: Auf medialen Abschusslisten ?
Teil 1: Aktuelle Beobachtungen, Überlegungen und Hintergründe
Aktuelle Beobachtungen
Mit unseriösen Büchern über Jesus, Paulus, die Bibel und ihre Entstehungsgeschichte lässt es sich trefflich Geld scheffeln.
„Tausend Thesen über Jesus – je unseriöser, umso erfolgreicher“, so hat der österreichische Schriftsteller Josef Dirnbeck diese Erfahrungstatsache auf den Punkt gebracht („Falsches Zeugnis wider Jesus. Jesusfälscher auf dem Prüfstand“, 2002).
Man muss keiner Verschwörungstheorie verfallen sein, wenn man sich der unübersehbaren Tatsache stellt, dass mittlerweile auch solche Printmedien und Rundfunk- und TV-Unternehmen, die das Attribut des „Qualitätsjournalismus“ für sich reklamieren, vermehrt fragwürdige bibelkritische Publikationen aufgreifen und unkritisch propagieren, wohl nicht absichtslos sogar noch kurz vor traditionellen Kirchenjahres-Festen wie Weihnachten und Ostern.
Mitte Dezember des Jahres 2007 – also kurz vor Weihnachten! – kündigte die Online-Redaktion des Österreichische Rundfunks (ORF) eine derartige Neuerscheinung eines Archäologen mit dem Aufmacher an: „Wie der historische Jesus scheiterte. Eine neues Buch schreibt die Geschichte des historischen Jesus neu“, deren Schlussfolgerungen der Autor selber am Ende redlicherweise als „Spekulationen“ abschwächen musste, was den Verfasser dieser Zeilen zu einer kritischen Stellungnahme an die zuständige Redaktion veranlasste. Das mag dort kaum Eindruck gemacht haben, erschien doch etwa eine Woche später an der gleichen Stelle wie postwendend eine vom selben Reporter verfasste Propaganda für eine noch perfidere antibiblische Neuerscheinung, was wohl die Vermutung bestätigt, dass es sich nicht um ein Versehen gehandelt hat, sondern um eine Strategie.
Alfred Worm, gelernter Bauingenieur, der einerseits als Journalist um 1980 den größten österreichischen Bauskandal aufgedeckt hat, nämlich die Schmiergeldaffäre beim Bau des neuen Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien, beging andererseits als „Jesus“-Buchautor („Jesus Christus. Die Wahrheit über den ‚wahren’ Menschen. Eine Recherche“, 1992) das Delikt eklatanter Tatsachenverdrehung. Das lässt sich in seinem Fall am einfachsten mit mangelnder resp. einseitiger Themenbefassung erklären, gepaart mit ideologischer Voreingenommenheit (wohl nicht zu Unrecht unterstellt, wenn man seine Ausrichtung kennt) und der daraus folgenden Betriebsblindheit.
Mit völlig einseitig „recherchierten“ Artikeln auch im SPIEGEL („Die Erfindung Gottes“, „Wie der Monotheismus entstand“ u.a.) und ganzen Sendereihen im ORF („kreuz & quer“: „Der wahre Jesus - Eine etwas andere Biografie“; „Wie die Bibel heilig wurde“ mit Josef Hader) und arte.tv („Die Geburt des Christentums“, „Enthüllungen der Bibel“ u.a.) wird offenbar überall die gleiche Absicht verfolgt.
Überlegungen
Was könnten die treibenden Motive dafür sein, dass sich Qualitätsmedien derart weit und einseitig hinauslehnen? Wie ist es erklärlich, dass investigativer Journalismus, dessen tägliches Handwerk akribische Kleinarbeit und gründliche Recherche darstellt, sich an anderer Stelle – nämlich genau dann, wenn es um Themen wie Jesus und Bibel geht – von haarsträubenden Phantastereien vereinnahmen lässt, die oft schon mit wachem Hausverstand und einfachem Nachschlagen in der Bibel entkräftbar sind?
Hintergründe
Bestimmte Umstände gewinnen heutzutage in zunehmendem Maße an Aktualität und – als handle es sich um eine moralische oder „politisch korrekte“ Notwendigkeit – beflügeln offenbar die Chefredaktionen meinungsmachender Medien, daran mitzuwirken, die Grundlage der „drei abrahamitischen Religionen“, nämlich die Ausschließlichkeit ihrer monotheistischen Grundhaltung in Frage zu stellen und aufzuweichen, wenn nicht gar gezielt zu diskreditieren und nach Kräften ad absurdum zu führen. Dabei scheint es mitunter keine Hemmschwelle darin zu geben, alle möglichen Stilmittel unsauberer Polemik einzusetzen.
Insbesondere scheint folgende dreifaltige Motivation im Vordergrund zu stehen, den biblischen Berichten ihre angestammte Authentizität abzusprechen und damit ihre Autorität und Glaubwürdigkeit zu unterminieren:
1. Totalitärer Autonomismus
Die geistige Strömung, die in der sogenannten „Aufklärung“ vor über 200 Jahren ihren Anfang nahm, hatte nicht nur die Befreiung von staatlicher und kirchlicher Bevormundung im politischen Einflussbereich des römischen Katholizismus zum Ziel, sondern vor allem die Emanzipierung von jeglicher, außerhalb des Menschen existierenden moralischen und gesetzgebenden personalen Supra-Instanz. Das mittlerweile global inthronisierte Konzept der universellen Menschenrechte beruht zwar weitestgehend auf den ethischen Standards der biblischen Offenbarung, klammert aber deren definitive Rückbindung an den göttlichen Gesetzgeber und die Verantwortung ihm gegenüber kategorisch aus. Somit ist die Wahl welcher Wertvorstellung auch immer letztlich der Beliebigkeit des Menschen anheimgestellt – der Mensch ist sich selbst Gesetz, er will eigengesetzlich, „autonom“ sein, von [griech.:] auto – selbst, und nomos – Gesetz.
Die Strategie
Um diesem philosophischen Konzept in der demokratischen Gesellschaft verbindlichen und unanfechtbaren Durchbruch zu verschaffen, muss die Möglichkeit einer göttlichen Offenbarung strikt verneint werden, noch mehr – sie müsste autoritativ, gleichsam „ex cathedra“, für absolut ausgeschlossen erklärt werden. Da dies in einer – vorgeblich – pluralistischen, „offenen“ Gesellschaft, die sich „tolerant“ geben will, nicht statthaft ist, muss die zwingende, allgemeine Durchsetzung dieser Ideologie subtiler erfolgen:
Neu entwickelte, tendenziell bibelkritische geschichts- und naturwissenschaftliche Thesen werden mittels medialer Kommunikation als „bewiesene“ und scheinbar widerspruchsfreie Fakten und somit als „die Wahrheit“ präsentiert, sodass sie niemand mehr ernsthaft in Zweifel zu ziehen wagt, ohne sich dem Risiko auszusetzen, als borniert, ewiggestrig oder wissenschaftsfeindlich zu gelten. Periodisch wiederkehrende mediale Präsentationen derartig radikal-bibelkritischer Dokumentationen mit lautstarken, zwar wissenschaftlich legitimierten, gleichwohl aber ideologisch motivierten Hauptakteuren (oft sogar Professoren) wirken auf Dauer bewusstseinsverändernd und erzeugen einen scheinbaren „Mainstream“ mit Öffentlichkeitsdruck, der sich zwangsläufig gegen Andersdenkende richtet, selbst wenn diese noch die Majorität darstellen und hochkarätige Experten auf ihrer Seite haben.
Diesen medial erzeugten Druck haben Andersdenkende bereits beim Thema „Intelligent Design“ (abgek. ID) verspürt, seit diese Debatte aus den USA von europäischen Medien genüsslich aufgegriffen worden ist, um Forscher, die ganz bewusst die Grundtypenbiologie der Evolutionsbiologie vorziehen, als fortschritts- oder wissenschaftsfeindliche „Kreationisten“ zu kompromittieren. Denn ebenso unmöglich gemacht und zum öffentlichen Ärgernis erklärt werden soll offenbar auch das biblische Konzept der Weltentstehung als gezielte Schöpfung nach intelligentem Plan (gegenüber dem Mainstream-Konzept eines unintelligenten evolutiven Prozesses mittels Materie plus Zeit plus Zufall, nach dem Prinzip: „Versuch und Irrtum“), so auch das biblische Menschenbild der Erschaffung als Mann und Frau (nicht: androgyn) und zum Zweck hetero- und nicht gleichgeschlechtlicher Ehegemeinschaft.
Bei dieser Strategie, die an Nietzsches leidenschaftlich beschworene „Umwertung aller Werte“ erinnert, wirken freilich auch wirtschaftliche Gründe mit: Neues und „Tabu“-Brechendes hat im heutigen Mediengeschäft Vorrang gegenüber landläufig Bekanntem, da dies unter Garantie höhere Auflagenzahlen beschert, noch dazu, wenn das sensationell „Neue“ gleich vorne am Cover groß angekündigt wird (Beispiel: „Gott kam aus Ägypten“, DER SPIEGEL, bezeichnenderweise erschienen am 22. Dezember 2006).
Dass gewisse Theologen während der letzten zwei Jahrhunderte dieser autonomistischen Philosophie der „Aufklärung“ bereitwillig gefolgt sind und mit ihrer sogenannten „historisch-kritischen Methode“ (deren Prämisse inzwischen in wesentlichen Punkten widerlegt ist) dem gegenwärtigen geistigen Klima bahnbrechend Vorschub geleistet haben, soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.
2. Fortschreitende Säkularisierung
Nachdem in den letzten Jahrzehnten autokratische, totalitäre Systeme wie der Sowjet-Kommunismus zusammengebrochen sind, ist eine der letzten verbliebenen absolutistischen Herrschaftsstrukturen wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt: Der Papst-Thron des Vatikans, der sich „Heiliger Stuhl“ und „Stuhl Petri“ nennt und dessen Amtsträger – nach wie vor – die päpstliche Universalherrschaft beanspruchen („Unam Sanctam“). Dieser Anspruch ist nicht nur der evangelischen Christenheit aus biblischen Erwägungen ein Ärgernis, sondern fordert aufgrund seiner praktischen Konsequenzen (autoritäre Personalpolitik, quasi-feudales und mysterienhaftes Amtsverständnis, Geburtenregelungsdoktrin…) den Unmut und Widerstand des zunehmend liberaler werdenden katholischen Kirchenvolks und der säkularisierten offenen Gesellschaft überhaupt heraus.
Statt jedoch – wie seinerzeit Martin Luther und andere Reformatoren, insbesondere der Täuferbewegung – diesem bestreitbaren Anspruch auf der Basis „Sola scriptura“ zu begegnen, wird sozusagen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und ohne Rücksicht auf wissenschaftliche Sorgfalt versucht, die Grundlagen des historischen Christentums überhaupt so radikal und rabiat wie möglich zu zertrümmern: Die Entstehungszeiträume des Neuen Testaments (kraft dessen sich die Kirche bzw. der römische Klerus – speziell im Amt des „Pontifex Maximus“ – vorgeblich als „Stellvertreter Jesu Christi auf Erden“ präsentiert) werden ohne zwingenden Grund im Handstreich in eine so späte Zeitperiode hineinreklamiert, dass dadurch jegliche Authentizität der Lehre Jesu und der Apostel mit Sicherheit ausgeschlossen wäre und die Christenheit – welcher Benennung auch immer – ihrer bislang historisch verbrieften Ur-Grundlage verlustig ginge.
Diese mutmaßlich kirchenfeindliche Motivation treibt in Form von reißerisch vermarkteten Verschwörungstheorien die seltsamsten Blüten wie etwa in dem seinerzeitigen Bestseller „Verschlußsache Jesu“ über den angeblichen „Verschluss“ der Qumran-Schriften im Vatikan, oder zuletzt in dem Millionen-Bestseller „Sakrileg“ – allesamt rein spekulative Kriminalstories, die leicht zu widerlegen sind (nachzulesen in dem sachlichen Kontrovers-Titel: „Die Sakrileg-Verschwörung. Fakten und Hintergründe zum Roman von Dan Brown“, Brunnen Verlag Gießen 2006, derzeit auch im Internet einsehbar: „Das wahre Sakrileg“).
3. Libertär-Fundamentalismus versus Monotheismus
Nachdem die umstrittene These des Harvard-Professors und Beraters des US-Außenministeriums, Samuel Huntington, vom „Clash of Civilisations“ (1996), dem von ihm postulierten Zusammenprall der Kulturen, durch den mittlerweile gewachsenen Einfluss religiös motivierter politischer Extremismen in Islam, Judentum und Christenheit faktisch Nahrung erhalten hat (Stichwort: „9/11“ und seine Folgen), scheinen sich vornehmlich linksliberale und durchaus anspruchsvollere Medien bemüßigt zu fühlen, gezielt die monotheistische Basis „der Fundamentalisten“ (als ob es solche nicht in jeder Religion und Ideologie gäbe, beispielsweise im polytheistischen Hinduismus!) frontal ins Visier und fundamental unter Beschuss zu nehmen.
Nun wäre gegen eine sachliche Diskussion darüber nichts einzuwenden, im Gegenteil. Offensichtlich ist aber, dass den Journalisten in ihre Blattlinie gerade solche Publikationen passen, deren Schlussfolgerungen den oben beschriebenen ideologischen Anforderungen entsprechen. Wenngleich archäologisch und bibelwissenschaftlich meist unkundig bzw. mit der Bewertung wissenschaftlicher Hypothesen an sich schon überfordert, pflegen sie auch noch unter Außerachtlassung der Einholung und Erwägung alternativer wissenschaftlicher Meinungen und Interpretationen derartige Pamphlets so gut wie „ungeprüft“ exzessiv auszuschlachten und auf die Leserschaft loszulassen. Sie meinen offenbar, mit ihrer pauschalen Unterminierung des „gewaltsam auftretenden Eingottglaubens“ (so der Heidelberger Archäologe Jan Assmann im SPIEGEL-Interview) einem nötigen „Bildungsauftrag“ nachkommen zu müssen, der geradezu den Nymbus der vielzitierten „Political Correctness“ erreicht. Auf der Strecke bleibt – wie anhand vieler Beispiele belegt werden kann – das oft beschworene, aber in der Realität immer weniger beachtete Ethos der journalistischen Sorgfaltspflicht, welches nunmehr dem Diktat zeitgeistlicher Ideologie und davon abgeleiteter Blattlinien-Disziplin zynisch untergeordnet wird.
Abschließend sei die Beobachtung erwähnt, dass bibelkritische „Enthüllungs“-Publikationen im Untertitel auffällig oft das Wort „Wahrheit“ enthalten – die Wahrheit, die sie der Bibel absprechen und zugleich für ihre eigenen neuen „Erkenntnisse“ beanspruchen… Wenn das nicht ein neuer „Fundamentalismus“ unter libertaristischem Deckmantel ist, dessen angemaßte Totalität geeignet ist, jeglichen Widerspruch gegen die „neue Wahrheit“ im Keim zu ersticken!
Januar 2008
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Teil 2: Fallbeispiele und Entgegnungen
Die Glaubwürdigkeit der Bibel im Kreuzfeuer der Medien
Trägt „der Monotheismus“ den Keim fundamentalistischer „Gewaltbereitschaft“ in sich, dessen „Intoleranz“ den Weltfrieden bedroht? Geht der Ursprung monotheistischer Gottesideen auf Ägyptens Pharao Echnaton zurück, der eine rabiate – wenn auch kurzlebige – Ein-Gott-Religion einführte, den Kult des Sonnengottes Aton, dem „ältesten Universalgott der Weltgeschichte“, den „die Hyksos", die „Ur-Juden“, „abkupferten“ und nach Kanaan brachten? Kann die Frühgeschichte Israels, wie sie in der Hebräischen Bibel einschließlich der Samuel- und Könige-Bücher überliefert ist, ein auf mythischen Quellen basierendes, zur Zeit Josias (7. Jhdt. v.Chr.) gefälschtes Konstrukt sein, um mit dieser „Geschichtensammlung“ als „Propagandaschrift“ einer damals „neuen religiösen Bewegung“, des sog. „JHWH-allein-Lagers“, durch „zentralisierte, nationale Einhaltung jüdischer Opfer und Jahresfeste“ die ausschließliche Verehrung eines Gottes an einem Ort (Jerusalem) durchzusetzen und den vormaligen („toleranten“) „religiösen Pluralismus“ Manasses endgültig politisch zu erledigen?
Diese und eine Fülle weiterer abenteuerlicher, auf (angeblich) fehlenden (!) archäologischen Funden (somit: auf Nichtfunden) basierenden Theorien sollen belegen, „dass das frühe biblische Israel nie existiert hat“, da es „weder Erzväter noch einen Auszug aus Ägypten und auch keine Einnahme Kanaans – genauso wenig wie eine wohlhabende Monarchie unter David und Salomo – gegeben“ habe und daher „Kerntexte der Bibel unwahr“ seien, wie etwa das linksliberale deutsche Intellektuellen-Magazin DER SPIEGEL jubelte. Es scheint, dass in letzter Zeit angesehene Medien wie auch FOCUS, arte.tv und ORF unter Berufung auf einige populärwissenschaftliche, ideologisch motivierte „Knüller“ strategisch dazu übergegangen sind, die Grundlagen des Monotheismus und der Bibel zu desavouieren. Offenbar meint man, dass der bedrohlichen Zunahme militanter Fundamentalisten aller drei monotheistischen Weltreligionen dadurch der Nährboden entzogen werden könne, indem man dem angeblichen „Fälscherwerk“ der „Deuteronomistischen Ideologen“ „die [vermeintliche] archäologische Wahrheit über die Bibel“ entgegenstellt.
Dabei fällt aber auf, dass derartige Publikationen grundsätzlich darauf verzichten, fundierte konträre archäologische Sichtweisen hochkarätiger Wissenschaftler wie etwa D. M. Rohl, R. M. Porter, J. M. Bimson, B. Newgrosh, P. van der Veen und anderen auch nur anzudeuten, geschweige denn in ihre Thesen einzubeziehen. Dadurch entsteht der irreführende Eindruck, dass hier Fakten und unbestrittene Deutungen vorlägen. Dass dem nicht so ist, soll unter anderem das nachfolgend empfohlene apologetische Werk deutlich machen.
Januar 2007
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Buchempfehlung:
Die Fakten des Glaubens.
Die Bibel im Test. Fundierte Antworten auf herausfordernde Fragen
Von: Josh D. McDowell. Hänssler Verlag 2003. 1184 Seiten, ISBN 3-7751-3689-4. 25,60 Eur[A]
Als Jusstudent war der Autor durch eine Gruppe von Christen dazu herausgefordert worden, die Ansprüche Jesu von einem rein intellektuellen Standpunkt aus zu untersuchen. Damals war er vollkommen davon überzeugt, dass das Christentum einer solchen Prüfung nicht standhalten würde. So machte er sich an die Arbeit mit dem Ziel zu beweisen, dass hinter dem Christentum nichts als ein großer Schwindel stecke. Er begann Fakten für eine Buchveröffentlichung zu sammeln, die aus intellektueller Sicht die Unhaltbarkeit des Christentums beweisen sollte. Doch das Ergebnis ist ein völlig anderes geworden. Im Zuge seiner Recherchen entdeckte Josh McDowell die unglaubliche Belastbarkeit des christlichen Glaubens und die unerschütterliche Haltbarkeit seiner intellektuellen Ansprüche. Als er schließlich seine Ergebnisse in dem Buch „Evidence That Demands a Verdict“ (1972) vorlegte, war eines der besten apologetischen Zeugnisse des Christentums entstanden, das Josh McDowell nun revidiert und für das 21. Jahrhundert aktualisiert hat.
Dieses neue, aktualisierte Buch „The New Evidence That Demands a Verdict“, (1999, deutsch 2003: „Die Fakten des Glaubens“) beinhaltet und verstärkt McDowells erste Argumente für die Gültigkeit des Christentums. Randvoll mit Informationen zeigt das Buch auf, warum der Bibel über ihre historische Zuverlässigkeit und Genauigkeit hinaus Vertrauen geschenkt werden kann. McDowell erklärt, wer Jesus ist und weshalb die neutestamentlichen Berichte über seine Persönlichkeit und seinen Dienst die beste Quelle mit der höchsten Authentizität darstellen, über die wir verfügen. Er erklärt auch, wie etliche Weltanschauungen versucht haben, das Christentum in Verruf zu bringen, besonders durch Bibelkritik, Formkritik und Textkritik. Weiters untersucht McDowell einige philosophische Richtungen wie Skeptizismus, Agnostizismus und Mystizismus und liefert triftige Argumente für die Realität von Wundern.
Nur wenige apologetische Bücher sind intellektuell so breit gefächert wie dieses.
Das umfassende Literaturverzeichnis und die Menge an Belegmaterial verschafft dem Werk eine solide Basis, die es ihm ermöglicht, auch noch so heftiger Kritik standzuhalten. Es war in seiner ersten Fassung ein klassisches apologetisches Referenzwerk – und ist nun um noch ein Stück besser.
Dieses vereinigt nun beide Bestseller-Bände* mit ihrer klassischen Glaubensverteidigung
und liefert Antworten auf neue Fragen, die durch unsere heutige Kultur aufgeworfen werden.
Es enthält weiters neue Forschungsergebnisse und Quellenbezüge
zu archäologischem Beweismaterial der letzten 20 Jahre.
*
„More Than a Carpenter“,1977, dt.: „Wer ist dieser Mensch?“,
und „Evidence That Demands a Verdict“, dt.: „Die Bibel im Test “.
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DAS GROSSE BIBELLEXIKON in 3 Bänden
je ca. 500 Seiten, großformatig und reichhaltig illustriert,
Herausgegeben von H. Burkhardt, F. Grünzweig, F. Laubach, G. Maier
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An:
leserbrief@spiegel.dehttp://www.spiegel.de/leserbriefe/
Zu: „Das Testament des Pharao“ („Von Echnaton bis Mose – wie der Monotheismus entstand“)
In: DER SPIEGEL Nr. 52, 22.12.2006, Seite 112-123.
Der Artikelschreiber rekrutiert seinen Stoff im Wesentlichen völlig unkritisch aus Science-fiction-verdächtigen Büchern zweier Autoren, des Ägyptologen Assmann und des Soziologen Maciejewski, die sich dezitiert von vorwissenschaftlichen Absichten leiten lassen wie die der Desavouierung des Monotheismus, um „den ‚clash of civilisation’ zu vermeiden“, wie Assmann meint.
Bar jeglichen Wissens um die Problematik der Archäologie des Alten Orient und die einfachsten Inhalte des Alten Testaments werden Micha mit Hosea und „Nordsinai“ mit Nordisrael verwechselt, Kyros’ Befreiungsedikt (538 v.Chr.!) ins Jahr der Tempelweihe verlegt (516 v.Chr.) und gemeint, Amos habe Judas Vernichtung vorausgesagt (statt Israels), u.v.m. Zugleich wird alles verschwiegen, was gegen die hanebüchenen Spekulationen und haltlosen Annahmen der genannten Buchautoren spricht, z.B. dass es nicht um die Herkunftsfrage von „Ur-Juden“ geht (laut „Forscher“ Maciejwski die „Hyksos“…!), sondern um ein namentlich dokumentiertes Volk von 12 (!) Stämmen (während die „Juden“ nur einer davon sind) oder die unbestechliche Fundamentalkritik aller Prophetenbotschaften (z.B. Amos, Jeremia) an den zeitweilig unfassbaren sozialen Missständen in Israel und Juda, die damals nicht nur dem Dekalog, sondern insbesondere dem strikten 4-fachen Barmherzigkeitsgebot (Ex 22,20-26) und dem 12-fachen Gerechtigkeitsgebot (23,1-9) des vermeintlich so „gewaltsamen“ gesetzgebenden Gottes diametral widersprachen.
Der Artikel ist von A bis Z ein chaotisches und leicht zu widerlegendes Machwerk, unterlegt mit ausgesucht perfider Polemik, ein unkritisches Sammelsurium ohne eigene Recherchen und ohne Sachlichkeit und journalistische Sorgfaltspflicht – des SPIEGELs ganz und gar unwürdig.
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An die Leserbriefabteilung
DER SPIEGEL
Brandstwiete 19
D-20457 Hamburg
Leserbrief
am 31. Dezember 2002
zu Nr. 52 und 53/2002: „Die Erfindung Gottes“
Dass sich der SPIEGEL in solch reißerischer und hohntriefender Manier präsentiert, ist ungewohnt. Mit der Verwunderung eines seit Jahrzehnten buchhändlerisch Tätigen (einer der Schwerpunkte: Alter Orient) habe ich M. Schulzens ziemlich alt aussehende Abhandlung wie auch die darauffolgend abgedruckten Leserzuschriften studiert, die aber allesamt am Wesentlichen vorbeigehen.
Denn hier sind weder „Glaube“ gefragt, noch „Spekulationen“ (der „Forscher J. Strange“), noch „Vermutungen“ („Bibelkenner Krauss“), noch „Meinungen“ (Theologe B. J. Diebner), sondern einzig und allein Tatsachen und deren korrekte wissenschaftliche Einordnung. Statt die offensichtliche Dürftigkeit der Anhaltspunkte schonungslos aufzuzeigen, werden im Gegenteil völlig unkritisch und geradezu peinlich zelebrierend die abenteuerlichsten Theorien abgeschrieben („Minimalisten“ usw.) und als der „Forschung“ letzter Schluss verkauft. Für die uralte, längst widerlegte – wenn auch immer noch kolportierte – Theorie der Pentateuch-Entstehung aus angeblichen „JEPD-Quellen“ (Schulz: „eine Gruppe von Fälschern, ‘Deuteronomisten’ genannt“, der angebliche „Jahwist“ und „ein anderer Erzähler (‘Elohist’)“) gibt es trotz intensivster Suche bis heute noch keinen einzigen positiven archäologischen Befund, statt dessen aber zahllose schlagende Gegenbelege. Dasselbe gilt für Schulzens Kernthese von der „Entwicklung“ JHWH-Elohims aus einem heidnischen Götzen, auch wenn dafür scheinbar als Kronzeugen das nordphönizische Ugarit und die Freilegung von Götzenfiguren herhalten müssen.
Dabei bleiben wichtige Tatsachen unbeachtet wie:
Das allen semitischen Sprachen gemeinsame Wort „El“ diente nicht nur als Eigenname für eine bestimmte altkanaanäische Gottheit, sondern zugleich auch als allgemeines Appellativum für „Gott“ – beide Anwendungen stehen schon im 3. Jt. (!) v.Chr. nebeneinander. Im Alten Testament war der biblische „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (so der ihm von Jesus verliehene Titel) zu keiner Zeit ein „heidnischer Donnergötze“, sondern von Anfang an „JHWH-Elohim“ mit universaler Macht und wurde von den Patriarchen in Konsequenz ihrer Glaubenserfahrungen anhand von – im Alten Orient üblichen – Doppelnamen wie „El ‘Eljon“ (Genesis 14,18-22), „El ‘Olam“ (21,33), „El Bethel“ (31,13) und „El Gott Israels“ (33,20) hypostasierend bezeugt.
Und vor allem: Fast die gesamte Geschichte Israels und seiner Könige wird in der Bibel überraschend ungeschönt auch und gerade als Geschichte des permanenten Abfalls in kanaanäische Fruchtbarkeitskulte dokumentiert und beklagt. Es ist daher geradezu eine Selbstverständlichkeit zu erwarten, dass die Archäologie vielerorts kanaanäische Götzen zutage fördert. Undifferenziert wie Schulz von der „Göttin Aschera“ als „Gattin Gottes“ zu fabulieren, als gelte dies für JHWH-Elohim, ist daher gelinde gesagt unseriös.
Gerade die Erforschung der ugaritischen Sprache aus dem 2. Jt. v.Chr. hat viele sprachliche und sittliche Parallelen zu den ältesten Teilen der Bibel zutage gefördert. Die von Spezialisten der altorientalischen Quellen und Dokumente (sumerisch-akkadisch, alalachisch, ugaritisch, ägyptisch u.a.) entdeckten Details, mit denen so die Frühdatierung der biblischen Patriarchen-Berichte zwingend wird, sind überraschend vielfältig. Bräuche wie in Genesis 21,23 oder 25, die uns heute fremd anmuten, entsprechen haargenau zeitgenössischen Parallelen auf Keilschrifttafeln etwa aus Ur und Nuzi und hethitischen Gesetzen, die später völlig in Vergessenheit geraten sind und daher im 1. Jahrtausend v. Chr. unbekannt waren, sodass eine Spätdatierung redlicherweise ausgeschlossen werden muss. Die 1929 begonnenen Ausgrabungen in Ugarit, dessen Geschichte im 12. Jhdt. v.Chr. endete, haben eine hohe materielle und literarische Kultur vor dem Auftauchen der Hebräer in Kanaan enthüllt. Prosa und Poesie waren schon voll entwickelt. Wellhausens alte Theorie, dass die frühisraelische Religion und Gesellschaft primitiv gewesen sei, hat sich daher als vollkommen falsch herausgestellt. Kanaan war in den Tagen der alttestamentlichen Patriarchen der Mittelpunkt einer großen internationalen Kultur und nicht, wie Schulz meint, die „armselige, karstige Welt von Kanaan“, in der bloß „bärtige Hirten in Wollkutten vagabundierten“. Wenn Schulzens Informanten über diese seit vielen Jahrzehnten bekannten Fakten keine Kenntnis haben, ist klar, was von solchen „Experten“ zu halten ist, falls aber doch, ist folglich ihre moralische Reputation grundlegend beschädigt.
Alles in allem ist Schulzens in sich höchst widersprüchliche Darstellung ein unsägliches Gemix an Altbekanntem mit sachlichen Irrtümern und haltlosen Spekulationen – schade, eine vertane Chance! Gerade hinsichtlich kritischer, enthüllender Recherchen wäre man vom SPIEGEL anderes gewohnt! Daher wäre es nun wohl ein Akt der Integrität und Schadensbegrenzung, diesen Ausrutscher („Journaille“…?) richtigzustellen.
Warum eigentlich solche spekulativen Thesen? Ich habe diese Frage vor einiger Zeit Prof. Dr. M. W. Trentepohl gestellt, dem noch lebenden, bald 90jährigen Neffen Rudolf Bultmanns, des ehemaligen Marburger Theologieprofessors und Vaters dieser ach so „historisch“-kritischen, in Wahrheit jedoch höchst spekulativen Auslegungsmethode. Trentepohl antwortete mit der Erzählung einer vielsagenden Begebenheit aus den zwanziger Jahren, als im Hause seines Vaters der zu Besuch weilende „Onkel Rudolf“ ganz ungeniert durchblicken ließ, dass es gar nicht so schwer sei, Professor zu werden: Man müsse bloß eine Aufsehen erregende Theorie aufstellen und diese mit Nachdruck „untermauern“. Von diesem Schlag scheinen auch einige der von Schulz zitierten Autoren zu sein.
Nachsatz benajas aus heutiger (2010) Sicht:
Damals (2002) war noch nicht klar, dass diese (unqualifizierte) Breitseite gegen die biblische Archäologie keine „Eintagsfliege“ bleiben sollte, sondern erst den Auftakt zur einer massiven Verschärfung der naturalistisch-philosophischen SPIEGEL-Blattlinie mit der Absicht einer gründlichen Bibel-Desavouierung auf allen Ebenen darstellen würde, wie die folgenden Jahre (bis heute) gezeigt haben. Dass dabei aber derart hanebüchen und dilettantisch (wiederum bis heute!) vorgegangen wird, ist bemerkenswert. |
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leserbrief@spiegel.dehttp://www.spiegel.de/leserbriefe/
DER SPIEGEL 10/2005 07.03.2005 "Biologie: Entstand das Leben im Eis? -
Entstand das Leben auf der Erde in gefrorenen Ozeanen? Deutsche Wissenschaftler haben in Meereis Moleküle gezüchtet, die fähig sind, sich selbst zu vervielfältigen." (Vorspann)
Zu: "Leben aus dem Eis" (07.03.05, 10/2005, S. 172ff):
Der Bericht hat einen entscheidenden Haken, der einer Klarstellung bedarf. Die „chemischen Grundbausteine“ (Zitat), die „die Forscher am Anfang des Experiments ins Eis geimpft“ hatten, damit „sie sich zu immer längeren RNA-Molekülen verketten“, sind Bausteine, die nicht unter präbiotischen Bedingungen entstanden sind, sondern unter kontrollierten Laborbedingungen synthetisiert wurden. Das hätte – der journalistischen Sorgfaltspflicht entsprechend – klar gesagt bzw. zugegeben werden sollen. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass RNA-Molekülketten, die sich selbst replizieren, NICHT entstanden sind. Dies wird erst in den letzten drei Absätzen deutlich. Insofern ist die Aussage des Untertitels der Überschrift irreführend, in dem vorab behauptet wird, dass „Deutsche Wissenschaftler in Meereis Moleküle gezüchtet“ hätten, die „fähig sind, sich selbst zu vervielfältigen“. Es sollte doch zwischen Science und Science fiction unmissverständlich unterschieden werden!
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Leserbrief an die "Salzburger Nachrichten"
zum Bericht vom 26. September 2009, „Vier Flügel und doch noch kein Vogel“ (Seite 27):
Pseudowissenschaftlicher Mythos als Opium:
Dem SN-Bericht vom 27.9.09 über die Entdeckung eines gefiederten „Sauriers mit vier Flügeln“ liegt die unplausible Vorstellung von Theropoden-Dinosauriern als (angebliche) Vogelvorfahren zugrunde: „Der vogelartige Saurier ist ein Bindeglied in der Evolution zwischen Dinosaurier und Vögeln. […] Das Fossil schließt nun eine zeitliche Lücke in der Entwicklung der Vögel aus ihren Sauriervorfahren.“
Das bedarf einer fundamentalen Richtigstellung:
1. Flugsaurier, die auch auf den Hinterbeinen befiedert waren, eignen sich nicht als Vorläufer der Vögel, die bekanntlich zweiflügelig sind, und können daher – ungeachtet ihrer zeitlichen Einordnung – kein „Bindeglied“ sein. Das wurde schon bei der Entdeckung des fossilen „vierflügeligen“ Theropoden-Dinosauriers Microraptor gui festgestellt, dessen Körper komplett mit echten Vogelfedern bedeckt war.
2. Der hypothetische evolutive Umbau von Theropoden zum Bauplan der Vögel ist aus konstruktiven Gründen unplausibel („Verschiebung“ der Finger, Bau der Lunge u.v.m.).
3. Entscheidend als Beweis einer additiven Typogenese wären viel mehr Nachweise für den evolutiven Umbau von hochspezialisierten, integrierenden Körpermerkmalen wie Reptilschuppen zu Vogelfedern (man vergleiche im Rasterelektronenmikroskop diese beiden völlig konträren Strukturen!), wie auch von Fischschuppen zur amphibischen Drüsenhaut und von dieser zu Reptilschuppen und nicht zuletzt von Reptilschuppen zur Haut und zum behaarten Fell von Säugern. Diese Nachweise aber wird es nie geben, und die Hoffnung darauf ist so unrealistisch wie anatomisch absolut unplausibel.
4. Grundsätzlich sei festgestellt: Es gibt in der Tat überhaupt keine „Bindeglieder“ zwischen verschiedenen taxonomischen Gruppen. Wohl aber gibt es Mosaikformen wie die „vogelartigen Saurier“, aber diese können keine „Lücken schließen“, sondern widerlegen – im Gegenteil – genau diese Behauptung, weil sie Merkmale ganz unterschiedlicher Klassen und Unterklassen in einer einzigen Species vereinen. So auch die Schnabeltiere: Sie legen Eier wie ein Vogel, säugen ihre Jungen mit Milch wie Säugetiere, besitzen einen wie bei Enten geformten, rindslederartigen, mit Elektro- und Mechanorezeptoren ausgestattetem Schnabel von einzigartigen sensorischen Fähigkeiten, den keine andere Spezies aufweist, haben Schwimmflossen wie Enten, Gehörknöchelchen wie Säugetiere, eine Kloake wie Reptilien und Vögel, besitzen Fell und einen kräftigen platten Schwanz wie ein Biber, scheiden über Giftsporne an den Hinterbeinen aus Drüsen im Hinterleib Gift als Waffe aus wie manche Reptilien, und bei der Sequenzierung des Schnabeltier-Genoms hat man Gene gefunden, die ähnlich jener von geruchssensiblen Säugetieren wie etwa Hunden sind, wodurch sie womöglich sogar unter Wasser riechen können. Zu spekulieren, von welcher dieser taxonomischen Gruppen ihre Vorfahren abstammten, ist absurd.
Fakt ist: Es gibt bis heute keinen einzigen seriösen Beweis für die monophyletische Deszendenztheorie, der wissenschaftlichen Kriterien genügen würde. Das steht, je länger desto mehr, auch und gerade im sogenannten „Darwin-Jahr“ ehern fest. Nichtsdestotrotz wird die Allgemeinheit mehr als je zuvor mit einer Unzahl von Scheinbeweisen, Zirkelschlüssen, Tautologien, Suggestivbegriffen, voreiligen Behauptungen (mit dem Wunsch als Vater des Gedankens) und vagen Vermutungen, die als Tatsachen vorgetäuscht werden, irregeführt und mit dem Glauben an Phantome, die nie existiert haben („Missing Links“), in ideologischer Geiselhaft gefangen gehalten. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei dieser Naturphilosophie mit auffällig totalitärem Charakter um einen pseudowissenschaftlichen Mythos – Opium für das Lebensgefühl der Moderne und Postmoderne.
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An:
leserbriefe@spiegel.de
Zu: „Geheimnis der Gesundheit“ („Evolutionsmediziner erforschen, warum wir krank werden“)
In: DER SPIEGEL Nr. 40, 26.09.2009, Seite 122-133.
Dass die Ursachen der meisten Krankheiten zivilisatorisch bedingt sind, besonders aufgrund der Ernährungswende im vorigen Jahrhundert, ist nichts Neues. Mit Evolution im Sinne einer „Stammesgeschichte“ hat dies nichts zu tun, hier geht den spekulierenden Evolutionsbiologen laufend die Fantasie durch („…bis zu den Fischen und noch weiter zurückverfolgen“). Deshalb strotzt der Bericht vor lauter Widersprüchen und Ungereimtheiten. Der vermeintlich „fehlerhafte Mensch“ nach dem (vom Autor wohl ironisch so bezeichneten:) „Ebenbild Gottes“ (Seite 127) ist eben ursprünglich überhaupt nicht „fehlerhaft“ gemacht, sondern – im Gegenteil – für seine bestimmungsgemäße Lebensweise geradezu „intelligent designt“ (dafür werden vom Autor selber reihenweise beredte Beispiele aufgezählt), während seine unweigerlich zur Degeneration führende „moderne“ Lebensweise eine widernatürliche Zielverfehlung ist.
Nur ein Beispiel für die vielen unkorrekten Behauptungen: Dass die Frau naturgemäß nicht ohne fremde Hilfe gebären könne (Seite 127), ist falsch. Naturvölker mit weitgehender Mangelernährung wie die Bergpapuas haben die Frauen zur Niederkunft allein in den Wald geschickt, um sie in der Hocke gebären und mit einem scharfen Stein abnabeln zu lassen. Erst die „gute Ernährung“ in den Städten Neuguineas während der Schwangerschaft hat in den 1960ern dazu geführt, dass die schmalen weiblichen Becken von den immer kräftiger gewordenen Ungeborenen überfordert waren und Gebärhilfe oder gar Kaiserschnitt nötig wurde.
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Leserbrief an die "Salzburger Nachrichten"
zu: "Biotope für das Wunder" (26. März 2005) von Josef Bruckmoser
Die Quelle echten Auferstehungsglaubens:
Josef Bruckmoser schrieb im Karsamstag-Leitartikel, dass der Bericht der Auferstehungszeugen nicht (sic!) „die Quelle des Auferstehungsglaubens“ gewesen sei; vielmehr sei „der Osterglaube im Kopf entstanden. Oder vielleicht besser noch: im Herzen“. Diese grundfalsche Interpretation wird den Berichten des Neuen Testaments keineswegs gerecht und bedarf einer Richtigstellung anhand der Quellen.
Erstens waren der stellvertretende Sühnetod und die Auferstehung des messianischen Gottesknechts „am dritten Tag“ seit langem „in den Schriften“ vorhergesagt (1.Kor 15,3-4), denen geglaubt hätte werden sollen.
Zweitens war es definitives WISSEN und nicht Glaube derjenigen Zeugen, die den auferstandenen (!) Jesus selber gesehen, erlebt, gefühlt und 40 Tage lang gesprochen hatten (Apg 1,3). Dieser Personenkreis umfasste nicht nur die Zwölf sondern noch „über fünfhundert“ (1.Kor 15,6) und – als letzten Zeugen – Saulus.
Drittens war bei den Jüngern, wie Bruckmoser behauptet, von „nicht begrabener“ oder gar noch aufgekeimter „Hoffnung“ keine Spur, vielmehr glaubten sie den Berichten der Augenzeugen definitiv nicht (Mk 16,11.13), sondern es schien ihnen „deren Reden wie leeres Gerede“ (Lk 24,11). So wurden sie am Ende wegen der „Verhärtung ihrer Herzen“ (!) von dem Auferstandenen ausdrücklich „gescholten“ (Mk 16,14). Selbst als sie ihn sahen, glaubten sie anfangs nicht (Lk 12,37f), sondern fürchteten sich, weil sie in ihrem Unglauben meinten, ein Gespenst zu sehen (V.37). Erst das anschließende gemeinsame Mahl beseitigte jeglichen Zweifel. Daraufhin belegte er ihnen nochmals all die Geschehnisse der letzten Woche aus den prophetischen Schriften und sandte sie als „seine Zeugen“ in alle Welt, um – ab Pfingsten – dies alles zu verkündigen, was sie von ihm gehört und gesehen hatten. Der einzige, der bereits geglaubt hatte allein aufgrund des leeren Grabes und der ordentlich zusammengelegten Leichentücher, war Johannes (Joh 20,8), im Gegensatz zu Petrus, der sich bloß „wunderte“ (Lk 24,12), obwohl er dieselben Indizien gewahrte.
Viertens gilt für die Nachwelt ausnahmslos, diesen Augenzeugen zu vertrauen, die nun die leibliche Auferstehung Jesu als historische Tatsache aufgrund dessen bezeugen konnten, was sie gehört und mit ihren eigenen Augen gesehen und mit ihren eigenen Händen betastet hatten (Joh 20,30-31; Apg 4,2.33; 1.Joh 1,1-3 mit Apg 1,3) – also genau das, was Bruckmoser verneint.
Es ist nur allzu offensichtlich, dass Bruckmoser alljährlich anlässlich der drei Kirchenjahresfeste Ostern, Pfingsten und Weihnachten jeweils Bibeltexte entgegen der kontexualen Bedeutung für seine gesellschaftspolitischen Kommentare instrumentalisiert, wogegen aus hermeneutischer Sicht scharf protestiert werden muss.
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Leserbrief an die "Salzburger Nachrichten"
zum Leitartikel vom 24. Dezember 2005: „Der veruntreute Jesus“ (Seite 1) von Josef Bruckmoser
Der veruntreute Jesus – eine Richtigstellung:
Josef Bruckmoser hat recht, wenn er erstens feststellt, dass „die Theologen an den bibelwissenschaftlichen Instituten zwar jeden Satz der Evangelien genau zerlegt“ haben, Jesus von Nazareth dadurch aber nicht „neu zum Leuchten“ bringen konnten, und wenn er zweitens den Vatikan unter die Anklage stellt, „Jesus veruntreut“ zu haben (24.12.05, Seite 1). Mit seinem eigenen, anschließend skizzierten Jesus-Bild muss er sich allerdings – gleiches Maß vorausgesetzt – derselben Anklage stellen, wenn er etwa Jesus zu einem „Gründer einer Religion“ herabwürdigt, der „seine subversive Kraft daraus geschöpft“ habe, „dass er die weltliche Ordnung auf den Kopf stellte“. Das Nichtverstummen Jesu nach seiner Kreuzigung besteht für Bruckmoser in dem „wider alle Hoffnung“ aufgegangenen „Samen, den der Meister in die Herzen seiner Jüngerinnen und Jünger gelegt hatte“ (dagegen siehe: Markus 16,19-20; Apg 7,55f; Offb 1,17f, Hebr 1,1ff). Da ist auch von einer „Selbstwirksamkeit des Evangeliums“ die Rede (was immer das sein soll) und davon, dass „der Mensch nicht für die Religion da ist, sondern die Religion für den Menschen“.
Krasser kann man die Bedeutung des Evangeliums kaum noch verkennen und in ihr Gegenteil verkehren! Mit seiner anthropozentrischen Umdeutung verdunkelt er die von den Aposteln verkündigte Einzigartigkeit Jesu Christi noch mehr und rückt statt dessen „den Menschen“ in die Mitte anstatt „den veruntreuten Jesus“, wie er es groteskerweise selber fordert. Jesus war aber gemäß den Quellentexten des Christentums kein Religionsgründer zur Zeitenwende, sondern schon zu allem Anfang – präexistent – der Mitakteur des göttlichen Schöpfungsgeschehens („Lasset uns machen…“; „Alles ist durch das Wort geworden“). Er war die „Shechina“-Herrlichkeit, die Abraham erschien (Gen 12,1ff mit Apg 7,1 und Joh 8,56-58), ihn zur Abkehr von den Götzen seines Vaters Terah in Ur aufrief und ihm die messianische Verheißung für ferne Zukunft gab (Hebr 11,8-10). Er war es, der den Widder im Dickicht als stellvertretendes Brandopfer „vorsah“ (Gen 22,12-13), als sich Abrahams gehorsame Zuversicht in die Auferstehung seines Sohnes Isaaks vollendet erwies am Berg Morija (Hebr 11,17-19). Nicht erst zum Anbruch des messianischen Zeitalters war Jesus der vollmächtige Gesetzeslehrer der Bergpredigt, sondern schon eh und je der göttliche Retter und Gesetzgeber, der auch Mose im Feuer des Dornbusches berufen hatte und ihm am „Thron“ des Sinaiberges königlich begegnet war (Ex 34,5-8), sodass dessen Antlitz die Herrlichkeit Gottes widerstrahlte, die das sündige Volk nicht ertragen konnte (Ex 34,29-30; 2.Kor 3,7). Und er war es, den Jesaia im Tempel geschaut hat (Jes 6,1-7; Joh 12,37-41) und der sich durch die gesamte Heilsgeschichte als der gerechte Richter und Retter-Gott erbarmt und geoffenbart hat (Joh 1,18), auf der Grundlage seines schlussendlich vollbrachten stellvertretenden, einzig gültigen Sühneopfers am Kreuz von Golgatha (Röm 3,23-25; 8,31-34; 1.Petr 1,18-19; 1.Joh 1,7; 2,1-2 u.v.a.). In seiner leiblichen Auferstehung und Erhöhung „zur Rechten der Majestät“ (Hebr 1,1-4), durch die er zahllose Weissagungen punktgenau erfüllt hatte (etwa gemäß 1.Kor 15,3-4), wurde er von Gott bestätigt als „Kyrios“ (so Petrus in Apg 2,33-36) und als der, „dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden“ (Matth 28,18ff), was hunderte Millionen seiner Nachfolger zu allen Zeiten und auch heute mit ihrem erneuerten Leben erfahren haben und bezeugen. Und obwohl diese herrliche und doch schlichte Botschaft von verdientem Gericht und rettender Gnade, die so gar nichts mit Klerikalismus und Sakramentalismus, mit politischer und medialer Macht zu tun hat, immer wieder in der Geschichte veruntreut und zu einem selbsterlöserischen, unpersönlichen Religionssystem umfunktioniert worden ist, um das „scandalon“ der Kreuzesbotschaft möglichst aus der Welt zu schaffen (1.Kor 1,17-25), ist sie doch – trotz grausamster Verfolgungen und Bibelverboten – niemals überwunden worden. Um dazu eines von zahllosen nachprüfbaren zeitgeschichtlichen Dokumenten zu nennen, sei die Lektüre der von Zeitzeugen bestätigten Berichte in „Heavenly Man“ (ISBN 3-7655-3788-8) aus dem maoistischen China der 70er bis 90er Jahre nachdrücklich empfohlen.
Als Begleitbrief zu diesem Leserbrief wurde folgender Text an die "Salzburger Nachrichten" gerichtet:
Sehr geehrte Damen und Herren der Qualitätszeitung "Salzburger Nachrichten"!
Zu meinem angeschlossenen Leserbrief erlaube ich mir, folgende erklärende Vorbemerkung an die Leserbriefabteilung wie auch an maßgebliche Verantwortungsträger Ihrer Zeitung zu richten:
Jahr für Jahr erscheinen zu den Hauptfesten des Kirchenjahres, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, Leitartikel, in denen heilsgeschichtliche Ereignisse aus den biblischen Berichten zwar aufgegriffen, aber ideologieverdächtig sinnentstellt und in hermeneutisch unzulässiger Weise auf tagespolitische Ereignisse angewendet werden.
Es geht mir nicht darum, das persönliche religiöse Weltbild eines Leitartikel-Verfassers zu kommentieren. Wenn aber mit den Quellentexten des Christentums in der medialen Öffentlichkeit nicht wahrheitsgetreu umgegangen wird, übersteigen derartige Inkorrektheiten die Dimension individueller Meinungen und fordern eine sachgemäße Stellungnahme heraus. Da sich diese kritikwürdige Umgangsweise der SN Jahr für Jahr zu wiederholen pflegt, habe ich fallweise eine mit Quellenangaben versehene Stellungnahme an die Leserbriefabteilung eingeschickt, wiewohl m.W. weder eine einzige davon veröffentlicht wurde, noch beim jeweils darauffolgenden Kirchenjahresfest von derartigem Missbrauch abgesehen worden wäre. Nicht zuletzt deshalb stellt sich diesbezüglich seit geraumer Zeit ernstlich die Frage nach der journalistischen Sorgfaltspflicht der SN in diesem Bereich. Deswegen drei Fragen an die SN:
1. Warum tolerieren die SN, die sich gemäß Blattlinie dem „christlichen Weltbild“ verpflichtet verstehen, (Leit-!) Artikel, deren Weltbild diametral im Widerspruch zu den Inhalten des historischen Christentums stehen?
2. Wie ist es möglich, dass die SN, die sich als Qualitätszeitung versteht (und es weitgehend noch ist), offenbar nicht selber über einen Korrekturmechanismus in Form eines kompetenten Lektorats verfügt, um schwerwiegende Falschaussagen wie die von mir dokumentierten entsprechend zu korrigieren bzw. zu verhindern?
3. Wenn schon die SN selber keinen solchen Mechanismus unterhält, warum veröffentlicht sie nicht wenigstens eine der Repliken wie die von mir eingesandten?
Mir geht es dabei nicht um die Vermittlung primär meiner eigenen Glaubensüberzeugung oder um die Frage, ob die Theologie der Verfasser der biblischen Texte richtig oder falsch, glaubwürdig oder nicht glaubwürdig ist, sondern darum, dass man ihren unmissverständlichen Darlegungen fairerweise gerecht wird, anstatt diese grausam umzuinterpretieren oder zu verstümmeln.
Zu dem Weihnachts-Leitartikel vor zwei Tagen („Der veruntreute Jesus“) lege ich zwecks Richtigstellung einen entsprechenden Kommentar vor (siehe oben).
Zur nochmaligen Unterstreichung des Gesagten hänge ich einige meiner älteren Kommentare zu Artikeln wie den gegenständlichen an, die ich im Laufe der Jahre an die SN eingeschickt habe, zu Ihrer allfälligen Verwendung oder Rückäußerung.
Hochachtungsvoll
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Leserbrief an die "Salzburger Nachrichten"
vom 14. August 1999:
Zur Verfasserschaft und Bedeutung der Apokalypse:
Aussagen wie: „… Heute weiß die Bibelwissenschaft, daß die Apokalypse nicht vom Autor des Johannes-Evangeliums stammt“, und Patmos als Abfassungsort sei „Legende“ (SN 13.8.99, S. 8), können so nicht stehengelassen werden: Es gibt kein einziges zwingendes Argument für ein derartiges „Wissen“. Das Gegenteil ist der Fall. J.A.T. Robinson schreibt, daß die Zahl und die Unterschiedlichkeit der Gelehrten, die an der Überlieferung einer gemeinsamen Verfasserschaft festhalten, in der Tat erstaunlich sei. „Zu ihnen gehören“, zählt er auf, „nicht nur die konservativen römischen Katholiken und englischsprechenden Evangelikalen, sondern auch solche Autoren wie Harnack, Zahn, Lohmeyer, Preisker, Schlatter und Stauffer“, und er zitiert auch Beckwith: Dieser „wagt zu sagen, daß seine frühere Überzeugung einer Unmöglichkeit der Verfasserschaft durch das lange Jahre währende Studium der beiden Bücher sehr geschwächt worden ist.“
Und hier die Fakten:
Die ganze Tradition des 2. Jahrhunderts, darunter Papias, Justin, Irenäus, schreibt die Verfasserschaft der Apokalypse (Apk) dem Zebedäussohn und Jesusjünger Johannes zu. Erst ab dem 3. Jhdt (!) melden sich schwache zwei anderslautende Stimmen: Dionysius von Alexandrien meint, die Apk stamme von einem anderen Johannes, die Stellung des Eusebius dazu ist schwankend. Auch Patmos ist als Abfassungsort vielbezeugt durch antike Apologeten und Historiker und durch den Verfasser selbst (Kap. 1 Vers 9). Das alles sind laut Th. Zahn „unanfechtbare geschichtliche Tatsachen“.
Bis zum Ende des 18. Jhdts wurde die Apk allgemein dem Apostel Johannes zugeschrieben; erst im 19. Jhdt kamen Stimmen auf, die dem widersprachen, allerdings nicht aus historischen sondern aus dogmatischen und stilistischen Gründen. Sie konnten aber nicht die Entstehung einer so „falschen“ Tradition des 2. Jhdts plausibel machen. Oder, wie Zahn schrieb, die ununterbrochene von Jesus bis zu Irenäus reichende Kette zu zerreißen würde einen größeren Kraftaufwand erfordern, als die Kritiker aufgeboten haben, welche dies später versucht haben. Ein Vergleich der Sprache zeigt, daß Joh.-Evangelium und Apk neben anderen auffallenden Übereinstimmungen eine ganze Anzahl zentraler Begriffe gemeinsam haben. Für gewisse sprachliche Unterschiede gibt es ungleich plausiblere Erklärungen als eine unterschiedliche Verfasserschaft.
Das jüngste und vielleicht stärkste Argument lieferte der angesehene anglikanische Theologe John A. T. Robinson, der mit wissenschaftlicher Akribie nicht nur die gemeinsame Verfasserschaft schlüssig belegt, sondern auch eine ausführlichst begründete Neudatierung aller Schriften des Neuen Testaments (NT) vornimmt und auf eine Abfassungszeit vor 70 n. Chr. schließt, also vor dem bedeutsamen Jahr der Zerstörung Jerusalems und des Tempels (in: „Redating the New Testament“, dt.: „Wann entstand das NT?“). Diese Redatierung kommt meiner persönlichen Auslegung der Apk völlig entgegen: Ihr Hauptthema (wie auch großer Teile des NTs) ist das damals nahe bevorstehende gewaltsame Ende des levitischen Zeitalters mit seinem Opferdienst im herodianischen Tempel, die Vernichtung „der großen Stadt“ im Feuer, vorhergesagt u.a. in Apk 18 in alttestamentlicher Redeweise und bestätigt durch den späteren Augenzeugenbericht des Josephus: „Sie überschwemmten die Stadt mit Strömen von Blut (…); der Brand aber wütete die ganze Nacht hindurch fort. Am achten Gorpiaios ging die Sonne über den rauchenden Trümmern Jerusalems auf“ (Jüd. Krieg 6.Buch 8,5). Damit fallen auch sämtliche Versuche, die Apk für heutige „Impakt“- und Weltkriegsprognosen zu vereinnahmen, in Bedeutungslosigkeit zusammen.
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Leserbrief an die ORF-online-Redaktion: An: kundendienst@orf.at; publikumsrat@orf.at
Cc: m.mojzis@mojzis.at; kurt.nordberg@orf.at; hans.preinfalk@ak-ooe.at
Betreff: Beschwerde an ORF wegen unsachlicher Darstellungen
Gesendet: Mittwoch, 09. Mai 2007 13:11
An die ORF-Leitung, die zuständigen ORF-Redaktionen und den Publikumsrat
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe im letzten halben Jahr bereits mehrmals Leserbriefe zu gegebenen Anlässen an den ORF-Kundendienst verfasst, um mein Missfallen über unsachliche und tendenziöse Artikel und Bemerkungen auszudrücken. Dies bezog sich insbesondere auf fragwürdige bis unseriöse Bücher über Jesus und zur biblischen Archäologie, zuletzt zu Ihrem Aufmacher zu dem Jesus-Buch von James Tabor („Wie der historische Jesus scheiterte“), dessen abstruse Thesen von dem ORF-Redakteur Peter Bauer gleichsam als „letzter Stand der Wissenschaft“ vorgestellt wurden.
Einer öffentlich-rechtlichen Institution, die nicht nur journalistischer Sorgfalt sondern auch dem gesetzlich vorgeschriebenen Bildungsauftrag verpflichtet ist und u.a. mit den Beiträgen des Publikums und der Steuerzahler/innen finanziert wird, ist eine solch einseitige und z.T. polemische Journalistik unwürdig. In den konkreten Fällen geht es auch darum, dem Prinzip „Audiatur et altera pars“ im Falle kontroverser wissenschaftlicher Ansichten gerecht zu werden. Diesbezüglich herrscht bei den federführenden ORF-Redakteuren offenbar ein eklatanter Mangel, sei es aus purer Unwissenheit und mangels Niveaus, sei es aus Oberflächlich- oder Nachlässigkeit, derzufolge reißerische Meldungen willkommen geheißen und unkritisch übernommen werden, statt sie zu hinterfragen und sachlich-kritisch zu behandeln.
Zur Erinnerung bzw. Erläuterung meiner Kritik schließe ich nochmals meine Wortmeldung bezüglich des oben erwähnten „Jesus“-Buches an (siehe Anhang).
Die gleiche voreilige Polemik tönt aus Peter Bauers „Die Zerstörung einer Legende“ in http://orf.at/061124-6337/index.html. Das von ihm unkritisch behandelte Buch von Finkelstein/Silverman ist keineswegs der Weisheit letzter Schluss, sondern beruht auf Thesen und chronologischen Zuordnungen, deren Umstrittenheit die Autoren geflissentlich verschweigen. Es sollte doch dem Herrn Bauer zu denken geben, dass derartige Publikationen grundsätzlich darauf verzichten, fundierte konträre archäologische Sichtweisen hochkarätiger Wissenschaftler wie etwa D.M. Rohl, R.M. Porter, J.M. Bimson, B. Newgrosh, P. van der Veen und anderen auch nur anzudeuten, geschweige denn in ihre Thesen einzubeziehen. Dadurch entsteht der irreführende Eindruck, dass hier Fakten und unbestrittene Deutungen vorlägen. Der „Mythos“ liegt aber nach Auffassung vieler Archäologen vielmehr bei Finkelsteins Thesen, der auffallenderweise nur solche Vertreter zitiert, die auf seiner Linie liegen.
Zum aktuellen Anlass der gestrigen polemischen Erstmeldung über die Entdeckung des Grabes von Herodes dem Großen (heute wurde der Text etwas abgeändert bzw. gemildert) ersuche ich um Weiterleitung meines Schreibens bzw. meiner Kritik und meiner Argumente an die zuständigen Redaktionsleitungen, an die ORF-Leitung und an die sämtliche Mitglieder des Publikumsrates
sowie die Beantwortung folgender Fragen:
1. Welche(r) Redakteur(in) hat den zitierten Artikel über Herodes d. Gr. verfasst? (Name? eMail?)
2. WANN wurde („längst“?) die Erwähnung in Matth 2,16 „als Legende entlarvt“ und VON WEM und WIE? Bitte genaue Angaben und Nachweise für diese Behauptung!
Im Folgenden schließe ich unten meine Gegendarstellung an.
In Erwartung Ihrer Stellungnahme zeichnet hochachtungsvoll
[Anmerkung: Es erfolgte keinerlei Beantwortung oder Mitteilung seitens des ORF.]
Herodes – die Fakten:
Am 8. Mai 2007 stand unter der Überschrift „Grab von Herodes entdeckt“ im online-ORF zu lesen:
„Dem "Haaretz"-Bericht zufolge liegt das Grab in dem von Herodes vor mehr als 2.000 Jahren rund zwölf Kilometer südlich von Jerusalem angelegten Festungspalast Herodion. […] Laut Matthäus-Evangelium ließ er nach der Geburt Jesu aus Angst vor einem Machtverlust durch das prophezeite Erscheinen des Messias alle Knaben in Bethlehem töten. Das führte dazu, dass Herodes in der christlichen Tradition teilweise zum Inbegriff des Bösen wurde. Doch der bethlehemitische Kindesmord ist längst als Legende entlarvt.“
(http://orf.at/070508-12051/index.html)
Die Fakten dagegen sind diese:
Herodes („der Große“) war ein Abkömmling eines reichen idumäischen Geschlechts, welches im 2. Jhdt. v.Chr. unter dem jüdischen Königsgeschlecht der Hasmonäer das Judentum angenommen hatte. Sein Großvater Antipas war von König Alexander Jannaios zum Heerführer des Landes gemacht worden. Als Antigonus, der letzte Hasmonäer auf dem Thron, 40 v.Chr. König wurde, floh Herodes nach Rom, wo er zum König des jüdischen Landes ernannt wurde. Er kehrte zurück und eroberte mit römischer Hilfe in dreijährigem Kampf gegen Antigonus das Reich, Antigonus wurde hingerichtet.
Der in den Augen seiner Zeitgenossen hervorstechendste Zug an Herodes war die Gewaltsamkeit, mit der er seine Herrschaft sicherte.
• Eine seiner ersten Maßnahmen war die Hinrichtung von 45 vornehmen Anhängern des Antigonus. Entferntere Glieder des hasmonäischen Geschlechts ließ er später samt seinem eigenen Schwager Kostabar, der sie versteckt gehalten hatte, töten.
• Eine Verschwörung, die sich gegen seine Einführung unjüdischer Einrichtungen richtete, unterdrückte er blutig, ebenso musste gegen Ende seiner Regierung eine Reihe von Pharisäern wegen ihrer Weissagung, Herodes und seine Söhne würden die Herrschaft verlieren, sterben.
• Zahlreiche Spitzel mussten ihn über alles, was sich gegen ihn richtete, unterrichten.
Auch in seiner Familie hat es an Intrigen und Mord nicht gefehlt:
• Als Aristobul, der Bruder seiner (zweiten) Frau Mariamne – einer Enkelin des Hasmonäers Hyrkan II. – kurze Zeit nach seiner bejubelten Einsetzung zum Hohenpriester beim Baden ertrank, vermuteten Mariamne und ihre Mutter dahinter die Hand des Herodes.
• Salome, seine Schwester, schürte seinen Argwohn: Mariamne und ihre Mutter ließ Herodes hinrichten.
• Die in Rom erzogenen Söhne aus der Ehe mit Mariamne, Alexander und Aristobul, wurden von Salome und Antipater, Herodes’ Sohn aus erster Ehe, verdächtigt und erlitten das gleiche Schicksal.
• Aber auch der in Nachfolgeaspirationen verwickelte Antipater wurde kurz vor dem Tod des Herodes (4 v.Chr.) hingerichtet.
Die Wurzel dieser Familientragödie lag darin, dass Herodes, gemessen an den Gliedern der Hasmonäerdynastie, ein Emporkömmling und Usurpator war, der nach damaliger Auffassung in allen Gliedern der alten Herrscherfamilie seine Feinde wittern musste.
Dazu kam eine natürliche Neigung des Herodes zu Argwohn, der durch das unbedachte Benehmen der Mariamne und ihrer Söhne angefacht und durch Salomes und Antipaters Ränke rücksichtslos ausgenutzt wurde.
Groß war seine blutige Konsequenz in der Sicherung seiner Herrschaft, und groß war sein Misstrauen. Dieses zeigte sich auch daran, dass er im ganzen Land Festungen bauen oder aufrüsten ließ, um sich für den Fall eines Aufstands gegen ihn zu schützen, allen voran die Bergfestungen Machaerus, Massada und das gegenständliche Herodeion (nicht, wie der ORF schreibt: „Herodion“), das südöstlich von Jerusalem liegt (nicht, wie der ORF schreibt, südlich).
Auch römische Überlieferungen schildern Herodes d. Gr. als von der Angst geplagt, dass ihn jemand töten könnte, sogar Augustus soll gesagt haben, es wäre besser, Herodes' Schwein zu sein als sein Sohn (Wortspiel auf griechisch).
Es war wohl auch kein Zufall, dass sein Sohn Archälaos, der die größten und steuerlich ertragreichsten Gebiete erhielt, für seine Grausamkeit und Tyrannei berüchtigt war (die auch bei Matthäus durchscheint, 2,22), weswegen er 6 n.Chr. verbannt wurde, während sein Herrschaftsgebiet unter kaiserliche Verwaltung gestellt wurde, obwohl die Erbteilung des Landes gemäß dem (mehrfach abgeänderten) Testament des Herodes ursprünglich durch Kaiser Augustus bestätigt worden war.
Wenn nun der idumäische Abkömmling Herodes aufgrund der übereinstimmenden Auskunft der führenden jüdischen Schriftgelehrten, dass der messianische König der Juden laut Micha 5,1 aus Bethlehem hervorgehen würde, die dort neugeborenen Knaben töten ließ, dann passt diese bei Matthäus erwähnte Maßnahme der Verhinderung etwaiger Rivalen haargenau in dieses Bild der Geschichtsforschung, gemäß dem Herodes tatsächlich ständig „Angst vor einem Machtverlust“ hatte.
Es entbehrt somit jeglicher Grundlage zu behaupten, dass die Matthäus-Erwähnung (die übrigens nur aus einem einzigen Satz besteht) „längst als Legende entlarvt“ sei. Deshalb meine Frage an die ORF-Redaktion: Wer hätte das denn wann und wie „entlarvt“?
Obwohl nichts dafür spricht, dass es sich um eine „Legende“ handelt, ist es in der Tat in jüngster Zeit üblich, Herodes friedvoller darzustellen als früher. Dahinter stehen aber keine neuen Fakten sondern wohl die nicht zuletzt auch im ORF zu beobachtende Tendenz, historische Berichte aus biblischen Büchern generell als „Legenden“ zu kompromittieren. Das aber ist keine wissenschaftliche Vorgangsweise und muss als unseriös bezeichnet werden, solange keine Belege für polemische und daher entbehrliche Bemerkungen wie die oben zitierten vorgebracht werden.
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Zur kritischen Betrachtung: „Postmoderne Theologie - wohin?“
(Weitere Beiträge folgen)
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