benajas apologetische Denkwerkstatt
 

Postmoderne Theologie – wohin?
Das Zeugnis des historischen Christentums
wider die Umdeutung des Evangeliums

 

Historische Akzentverschiebungen

Schon frühzeitig in der christlichen Theologie des jeweils herrschenden Mainstreams haben Akzentverschiebungen gegenüber der Lehre Jesu und der Apostel eingesetzt:

Postmoderne Akzentverschiebungen

Biblisch orientierte Christen sehen sich somit heutzutage einer immer breiter werdenden Palette von unterschiedlichsten Akzentverschiebungen der Kreuzesbotschaft gegenüber. Einer der gängigsten Versuche besteht darin, das stellvertretende Leiden Jesu  f ü r  die Welt zum Mitleiden Gottes“  a n  der Welt umzudeuten.

Die „Wolke von Zeugen“ des historischen Christentums

Die authentischen, historischen Dokumente der Augenzeugen Jesu vermitteln uns ein gänzlich anderes Bild vom Evangelium, als das in der postmodernen „Kultur- & Folklore“-Christenheit gerne gesehen werden möchte. Und es gibt deren Zeugen viele!

Einer der uralten forensischen, der gerichtlichen Aufklärung dienenden Grundsätze der Bibel lautet, dass alles aufgrund von mindestens zwei oder drei Zeugen festgestellt werden möge. Das geschah zunächst mittels der autoritativen Berichte in den vier Evangelien über die Person Jesu, verfasst von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Darin werden wir über die Bedeutung seines Todes und die Tatsache seiner Auferstehung nicht im Geringsten im Unklaren gelassen!
Aber damit nicht genug: In den weiteren Büchern des Neuen Testaments werden diese Ereignisse immer wieder in exakt derselben Bedeutung festgehalten. Ob laut Apostelgeschichte in den öffentlichen Predigten der Jünger Jesu in Jerusalem unter den Einwohnern und den Pilgern aus der Diaspora oder unter den Schriftgelehrten und Priestern, ob in Samaria und auf den fernen Missionsreisen der Apostel unter Juden und Nichtjuden oder in den Lehr- und Hirtenbriefen von Paulus, Petrus und Johannes und dem „Brief an die Hebräer“ – überall steht ein und dieselbe Botschaft im Mittelpunkt:

Jesus hat als Sohn Gottes die Herrlichkeit beim Vater verlassen, um Mensch zu werden und um als verheißener Erlöser aus Retterliebe in Selbsterniedrigung sühnend für die Sünden der Welt die blutige Todesstrafe auf sich zu nehmen und dadurch auf ewig zum Mittler, Fürsprecher, Bürgen und wahren „Hohenpriester“ aller zu werden, die diese Rechtfertigung annehmen.

Es war nicht nur ein physischer Tod, es war auch und vor allem eine geistliche Trennung von Gott, als Jesus am Kreuz schrie: „Warum hast du mich verlassen!“, damit erfüllt werde, was David tausend Jahre früher vorausgesehen (siehe Ps. 22!) und Jesaia sieben Jahrhunderte früher vom leidenden Gottesknecht geweissagt hatte:

»Er ist um unserer Missetaten willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser alle Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.« (Jes. 53,5-7).

Um echte Versöhnung mit Gott zu ermöglichen (Röm. 5,11; 2. Kor. 5,18-20), musste der Messias zum „Sündenbock“ werden (gleichnishaft in Lev. 16 vorgeschattet), er trug am Kreuz „die Sünde der Welt“ (Joh. 1,29). So wurde er gleichsam personifiziert zur Sühnung für unsere Sünden“ (1. Joh. 2,2) und sogar „für uns zur Sünde (2. Kor. 5,21), ja sogar zum Fluch (Gal. 3,13). Er wurde am Kreuz hängend vom Gerechten zum Ungerechten, vom Heiligen zur „Schlange“ (vgl. Num. 21,9 mit Joh. 3,14-15), von der Sündlosigkeit zur Sünde, vom Einssein mit Gott zum Getrenntsein von Gott, vom Gesegneten zum Verfluchten.

Daraus erhellt, dass die oben zitierte Deutung des habilitierten Fundamentaltheologen Joseph Ratzinger mit dem Evangelium in fundamentalem Widerspruch steht. Die Lehre der Apostel ist exakt auf der Gleichnishaftigkeit des Opferdienstes der Thora und der Unterredung Jesu mit dem damals führenden Lehrer Israels, Nikodemus (Joh. 3,14f), gegründet, daher: Kein „ungerechtes Leiden“, sondern im Sinne der (freiwillig übernommenen!) Stellvertretung gerechte (!) Todesstrafe (freilich nicht ohne dass sich seine Ankläger und Richter deshalb ihrer Verantwortung entziehen könnten).

So bezeugt auch Johannes in seinem letzten Buch, bekannt unter dem Namen „Apokalypse“ oder „Offenbarung Jesu Christi“, genau dasselbe...

»...von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten und dem Herrscher über die Könige der Erde!
Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unsern Sünden erlöst hat und uns zu einer Königsherrschaft
(oder: einem Königtum) gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: sein ist (oder: ihm gebührt) die Herrlichkeit (oder: Ehre) und die Macht in alle Ewigkeit! Amen.« (Offb. 1,5-6)

Das ist, was auch der Apostel Petrus bezeugt hat, z.B. in seinem Rundbrief an die weltweit zerstreuten Juden, die zum messianischen Glauben gelangt waren:

»Ihr wißt ja, daß ihr von eurem eitlen Wandel, den ihr von den Vätern her überkommen hattet, nicht mit vergänglichen Dingen (= Werten), mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines fehllosen und unbefleckten Lammes.
Er war zwar schon vor Grundlegung der Welt zuvorersehen, ist aber erst am Ende der Zeiten geoffenbart worden euch zugute;
denn durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen hat, so daß euer Glaube zugleich Hoffnung auf Gott ist.«
 * (1. Petr. 1,18-20)
*) Andere übersetzen: so daß euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott hin gerichtet sind (oder: auf Gott sich stützen dürfen).
[Übersetzung (auch vorige und folgende) und Anmerkungen nach Hermann August Menge]

Petrus findet das Evangelium schon in der Schöpfung grundgelegt (siehe oben: „seit Grundlegung der Welt“) und besonders im Alten Testament vorausgesagt. Das erklärt er bereits in der Einleitung seines Rundschreibens (1. Petr. 1,10-12):

»In betreff dieser Errettung haben die Propheten nachgesonnen und nachgeforscht, die von der euch zugedachten Gnade geweissagt haben, indem sie ausfindig zu machen suchten, welche oder was für eine Zeit es sei, auf welche der in ihnen wirkende Geist Christi hinwies, wenn er ihnen die für Christus bestimmten Leiden und seine darauf folgenden Verherrlichungen im voraus bezeugte. Dabei wurde ihnen geoffenbart, daß sie durch ihren Dienst nicht sich selbst, sondern euch eben das vermitteln sollten, was euch jetzt durch die Männer verkündigt worden ist, die euch die Heilsbotschaft in der Kraft des vom Himmel hergesandten heiligen Geistes gepredigt haben.«

Damit ist belegt, dass nicht erst Paulus „das Christentum erfunden“ habe, wie in diversen unseriösen Pamphlets unbeirrbar und entgegen jeglicher Evidenz kolportiert wird. Dieser in der pharisäischen Theologie unter dem berühmten Gamaliel gelehrte Jude Paulus (vormals „Saulus“) von Tarsus war mit großer Wahrscheinlichkeit bis zu seinem „Damaskus-Erlebnis“ sogar Mitglied des Sanhedriums, des Hohen Rats, sonst hätte er nicht in Vollmacht des herrschenden Judentums die zum Messias Jesus bekehrten Diaspora-Juden bis Damaskus verfolgen, verhaften und deportieren lassen können; er hatte auch die Verantwortung für die Steinigung des Stephanus übernommen (Apg. 7,61; 22,20). Er ist nach seiner Bekehrung keinen Fußbreit von den biblischen Quellen des Judentums abgewichen - im Gegenteil: Wie seine evangelistischen Predigten auf seinen Missionsreisen, von denen durch seinen Begleiter Lukas in der „Apostelgeschichte“ etliche exemplarisch überliefert sind (z.B. in Antiochien in Pisidien, Apg. 13,13-41), und seine Briefe zeigen, belegt er anhand der prophetischen Schriften auf Schritt und Tritt deren Erfüllung in dem Leben und Werk des Christus. Auch in seinen Rechtfertigungsreden gegenüber den Anklagen des herrschenden Judentums, er lehre „den Abfall von Mose“, entkräftet er diesen Vorwurf völlig konform mit der Lehre Jesu (Luk. 24,44-47!) und der übrigen Apostel - nachzulesen in Apg. 22,1-21; 23,6-8; Apg. 24,10-21; 26,1-23. Besonders im Schlusssatz seiner Rede vor dem herodianischen Königspaar und dem Statthalter des römischen Kaisers in Palästina, Festus, betont er nochmals seine unverbrüchlich schrifttreue Position (26,22-23):

»Weil ich nun Gottes Beistand bis auf den heutigen Tag gefunden habe, stehe ich da und lege Zeugnis vor hoch und niedrig ab; dabei sage ich nichts anderes als das, wovon schon die Propheten und Mose geweissagt haben, daß es geschehen werde, nämlich daß Christus (= der Messias) zum Leiden bestimmt sei und daß er als Erstling unter den vom Tode Auferstandenen sowohl dem Volk (Israel) als auch den Heiden das Licht verkünden solle.«

Es gibt also keine „petrinische“ und eine angeblich davon abweichende „paulinische Theologie“* und auch keine „johanneische“, sondern immer nur diese eine Frohe Botschaft, wie sie in den biblischen Dokumenten sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments durch eine „so große Wolke von Zeugen um uns“ (Hebr. 12,1) bezeugt ist.

* Dass Paulus in Jakobus einen erbitterten „Gegenspieler“ gehabt habe, wie in einer eigenen ORF-„kreuz & quer“-Sendung phantasievoll behauptet worden ist (Der wahre Jesus - Eine etwas andere Biografie), bedarf noch einer eigenen kritischen Analyse.

Die Banalisierung der Sünde

Dennoch wurde dieses in den Originaldokumenten übereinstimmend und unmissverständlich überlieferte und für alle Menschen entscheidende historische Weltereignis – der stellvertretende Sühnetod des Sohnes Gottes als Grundlage der Versöhnung mit Gott – zunehmend überladen von selbsterlöserischen Volksbräuchen, bibelfremden „Buß“-Ritualen, liturgisch-mysterienhaftem Brimborium und von abweichenden theologischen Vernünfteleien, um dadurch in ihrer Schlichtheit vom Mittelpunkt der ursprünglichen kirchlichen Verkündigung verdrängt und bis zur weitgehenden Unkenntlichkeit verändert zu werden.

Nirgends ist in der Verkündigung der Apostel so etwas wie ein jährliches „Osterfest“ zu finden, ein Beweinen der Leiden Jesus und emotionelles „Nachempfinden“ (als sei dies möglich) zwischen „Karfreitag“ und „Karsamstag“, „Osterwache feiern“, eine wallfahrtsmäßige „Kreuzweg“-Prozession oder gar physische Selbstgeißelungen und temporäre „Kreuzigungen“ zur (vermeintlichen) „Abbüßung“ eigener Sünden. Nichts dergleichen haben uns die Apostel im Neuen Testament hinterlassen.
Das einzige, was Nachfolger Christi an diese zentrale Heilstat des Messias regelmäßig erinnern soll, ist das von ihm eingesetzte, schlichte Gedächtnis-, Dankbarkeits- und Verkündigungsmahl, das „Herren-“ oder „Abendmahl“ und auch „Brotbrechen“ unter „Brüdern“ und „Tisch des Herrn“ genannt (1. Kor. 11,23-34; Apg. 2,42; 20,7), das üblicherweise am ersten Tag der Woche begangen wurde, der zugleich der „achte“ bzw. der „Tag des neuen Anfangs“ ist.

Nebenbei bemerkt: Der messiasgläubige, jüdische Gelehrte Alfred Edersheim hat den alttestamentlichen Hintergrund der Einsetzung dieses Mahles in seinem monumentalen Werk auf ausführliche und hervorragende Weise erhellt: The Life and Times of Jesus The Messiah (Wm. B. Eardmans Publishing Co., Grand Rapids 1971, erstmals erschienen 2-bändig 1883, gemeinsam 1890), nachzulesen unter: „The Pascal Supper - The Institution of the Lord's Supper“ und folgende Kapitel.

Wie konnte es geschehen, dass diese frohe (!) Botschaft vom erlösenden Kreuz, die in ihrer Schlichtheit gar keiner weiteren „Auslegung“ bedarf (Hinweis auf 1. Kor 1,17-24!), zu einem pluralistischen Folklore-„Christentum“, zu hochkirchlichem Sakramentalismus mit Leidens-, Schmerz- und Todesritualen und schließlich zu einem inhaltsleeren ahistorischen „Mythos“ verkommen ist?
Es muss der Stolz des Menschen sein, der die verzerrte Theologenlehre, dass „Gott zum Menschen kommt“, um „unser Leidensgenosse“ zu werden, nicht ungern aufnimmt und zu seinem persönlichen „Evangelium“ macht (Hinweis auf Gal. 1,6-10!). Aber er will und kann sich nicht eingestehen, dass sein natürliches Wesen – trotz aller Religiosität – eigensinnig und rechthaberisch bleibt und er damit dem heiligen Gott zum Feind geworden ist und darum der demütigen Annahme des einzigartigen, stellvertretenden Opfers Jesu bedürfe, um vom Feind zum Freund Gottes werden zu können (Röm. 5,6-10).

Das Thema „Sünde“ als universelle persönliche „Zielverfehlung“ gegenüber Gott (so die Bedeutung des altgriechischen Wortes für „Sünde“!) ist zum Tabu geworden, zur Peinlichkeit einer „aufgeklärten“ Gesellschaft - oder einfach zur Banalisierung („beim Essen sündigen“). Gleichzeitig boomen die psychotherapeutischen Beratungsstellen...

Eine raffinierte Methode zur „Entschärfung“ des Evangeliums

Dieser Stolz des Autonomismus, der selbstherrlichen Eigengesetzlichkeit, ist wohl der eigentliche Grund dafür, dass ein großes persönliches Bedürfnis der Vordenker des neuzeitlichen Modernismus darin bestanden hatte, die biblischen Originaldokumente und deren Zeugnisse in Frage zu stellen und Strategien zu entwickeln, um entsprechende Akzentverschiebungen, Umdeutungen und Relativierungen zu erleichtern. Theologen des 19. und 20. Jahrhunderts haben aufgrund einer solchen philosophischen Voreingenommenheit eine komplexe Auslegungsmethode konstruiert, die als „wissenschaftlich“ etikettiert wird und die es erlaubt, jedwede Aussage in diesen Dokumenten, die wir gesammelt als „Bibel“ bezeichnen, nach Gutdünken zu drehen und zu wenden. Die Geschichte dieser sogenannten „historisch-kritischen Methode der Bibelexegese“ und ihrer zahllosen, einander zum Teil krass widersprechenden (!) Vertreterinnen und Vertreter legt die fatale Fehlentwicklung und Sackgasse der modernen Theologie seit der Aufklärung bloß.

Die Strategie hinter dieser Methode ist durchsichtig: Man unterstellt den Texten, dass sie nicht so entstanden seien, wie es ihrem Selbstzeugnis entspricht, und stellt Hypothesen darüber auf, wie deren Entstehung stattdessen vor sich gegangen sei. So lassen sich beliebig Verfasserschaften leugnen und damit auch deren Wahrheitsgehalt. Und so sind der Willkür und Meinungsvielfalt keine Grenzen mehr gesetzt und ist die Bibelwissenschaft der „historisch-kritischen“ Exegeten und der davon inspirierten Theologie ein „Jahrmarkt der Beliebigkeit“ geworden:

Zur Frage der Verfasserschaften und Abfassungszeiten verschiedener biblischer Bücher (z.B. Mose, Jesaia, Daniel, lukanisches Geschichtswerk, Petrusbriefe, Johannes-Schriften) wird benaja beizeiten noch reichlich Belege vorlegen.
Siehe auch benajas Kommentar zu David Ickes Darstellung des Alten und Neuen Testaments Seite 4-5.

Theologische Pseudowissenschaft

Nicht zuletzt behaupten maßgebliche „historisch-kritische“ Theologen: Der ganze „Opfer- und Erlösermythos“ von dem stellvertretenden Sühnetod des Christus sei eine Anleihe an einen vorchristlichen Gnostizismus, so auch alle Wunderberichte in den Evangelien. So lehrte es erstmals Rudolf Bultmann, der in den 1920ern im vertrauten Verwandtenkreis verlauten ließ, dass es nicht schwer sei, mittels einer spektakulären neuen These Theologieprofessor zu werden (persönliche Mitteilung seines Neffen a.d.Verf.). So war er denn auch Professor geworden, und seine Aufsehen erregende Methode der „Entmythologisierung“ des Neuen Testaments hat seither ganze Generationen von Theologen beeinflusst, fasziniert und verunsichert.

Welche Blüten diese wissenschaftlich verbrämte Glaubensvernichtungsmethode treiben kann – bis zum „christlichen Atheismus“ (Erinnerung an Dorothee Sölle: „Atheistisch an Gott glauben“, Ernst Bloch: „Atheismus im Christentum“) –, zeigt folgendes Zitat, als kürzlich Deutschlands bekanntester Kriminalpsychiater Hans-Ludwig Kröber im Interview über die jüngsten Missbrauchsfälle gefragt wurde:

„Sind sie selber eigentlich katholisch?“, und Kröber darauf antwortete:
„Nein. Ich bin von Haus aus ein militanter Lutheraner, allerdings nicht gottgläubig.“

Faksimile-Originalabdruck:

Die letzte und endgültige Botschaft des Auferstandenen an die Christenheit

Derselbe, der im Prolog der „Offenbarung“ von Johannes bekannt gemacht wird (Offb. 1,1-8), erscheint diesem „am Tag des HERRN“ in einer einzigartigen und daher nur bildhaft beschreibbaren Weise (1,9-20). Der, dessen Äußeres in den Evangelien absichtsvoll nirgends beschrieben wird, dessen Gestalt und Gesichtszüge uns – wohlweislich – verborgen bleiben (damit alle „Jesus“-Statuen und -darstellungen des späteren „Folklore-Christentums“ ad absurdum geführt würden) – er wird uns hier in symbolhafter Weise beschrieben und vorgestellt, wie es vormals majestätischen Theophanien (Jahwe-Erscheinungen im Alten Testament) entsprochen hatte. Gleich einem Menschensohn, gekleidet wie ein Hoherpriester, ewighaft an Zeit, königlich und souverän-richterlich in seinem Auftreten mit Mund und Schwert, strahlend „wie die Sonne in ihrer Kraft“ und reinsten Fußes eines Heiligsten und Sündlosen, so offenbart sich der nunmehr erhöhte „treue Zeuge“, der „durchstochen“ ward, der nunmehr Auferstandene und Lebendige, in seiner Hand haltend „die sieben Sterne“, die einzelnen Boten der Gemeinden, an die er seine persönliche Botschaft richtete. Diese sieben Botschaften an sieben verschiedene Gemeinden (Offb. 2-3) sind

Vom Surrogat zum Wahrhaftigen

Das ist also nicht...

Nein, das ist vielmehr der „Wahrhaftige“, „der Erste und der Letzte und der Lebendige“, der „tot war und siehe, lebendig geworden ist in alle Ewigkeit und die Schlüssel des Todes und der Unterwelt hat“ (1,18), um fortan fürsorglich wie ein Hirte um seine Schafe (Joh. 10) und unsichtbar unter all denen zu weilen, die in seinem Namen versammelt sind, und seien es nur zwei oder drei (Matth. 18,20).

So ist er auch „das Lamm inmitten des Thrones“ (5,6), dessen gerechter Zorn über alle Ungerechtigkeit sich gegen die Evangeliumsverfälscher richtet (Offb. 22.15.18.19), der aber den Überwindern „den Morgenstern“ und „zu essen geben wird von dem Baum des Lebens, welcher im Paradiese Gottes ist“.

Und er verspricht denen, die „an dem festhalten, was sie von ihm und an ihm haben“, dass ihnen „niemand den Siegeskranz wegnehmen“ wird.

Wer Ohren hat zu hören, der höre!

© www.benaja.at verfasst und erstmals veröffentlicht 2008, erweitert 2010.


Buchhinweis:

Eta Linnemann:

Bibelkritik auf dem Prüfstand.
Wie wissenschaftlich ist die „wissenschaftliche Theologie“ ?

Verlag für Theologie und Religionswissenschaft (VTR)
2. Aufl. 1999, ISBN 978-3-933372-19-2.

Die ehemalige Bultmann-Schülerin und Theologieprofessorin Dr. Eta Linnemann hat dieses Werk neutestamentlicher Apologetik vorgelegt, um die Bibelkritik auf den Prüfstand zu stellen, welche sich als sogenannte „historisch-kritische“ Theologie an unseren Universitäten etabliert hat und den Alleinvertretungsanspruch für wissenschaftliche Theologie erhebt.

Deshalb sollte sich kein Leser dieses Buches länger genötigt sehen, die Unterstellungen der Bibelkritik zu respektieren, weil sie zu Unrecht den Anspruch erheben, wissenschaftliche Ergebnisse zu sein – ihre Argumente werden zu Hunderten geprüft – und nicht eines besteht den Test.


Buchhinweis:

Gerhard Maier:

Das Ende der historisch-kritischen Methode
Theologischer Verlag R. Brockhaus 1974
ISBN 3-7974-0050-0.

Die historisch-kritische Methode hat die Theologie in eine Sackgasse geführt. Das müssen selbst ihre Vertreter eingestehen – die Exegeten, die mit ihrer Suche nach dem „Kanon im Kanon“ gescheitert sind, wie die Systematiker, denen nur der Rückzug auf die geistliche Erfahrung geblieben ist.

Gernard Maier weist nach, dass die historisch-kritische Methode scheitern  m u s s t e , weil sie dem Gegenstand ihrer Forschung nicht angemessen ist. Seine Einwände sind sachlich fundiert und ohne Polemik.

Doch er bleibt nicht bei der Analyse stehen, sondern weist der Theologie einen Weg aus der Sackgasse: die historisch-biblische Methode, die die Bibel in ihrer Geschichtlichkeit wie in ihrem Anspruch, die einzigartige Offenbarung Gottes zu sein, ernst nimmt. Die Arbeitsschritte dieser Methode werden skizziert und dürften der Theologie wichtige neue Impulse geben.

 

 

 

 

 

 

 

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Dr. Gerhard Maier, einer der renommiertesten Bibel-Exegeten und -Kommentatoren des deutschsprachigen Raumes und vielfacher Autor und Herausgeber wissenschaftlicher theologischer Fachwerke, hat dieses bahnbrechende Werk in den 1970ern verfasst, das seither unter vielen Theologen ein Umdenken eingeleitet hat.
Da es nicht mehr im Buchhandel erhältlich ist, wurden im Folgenden die Einleitung und das Inhaltsverzeichnis zitiert:

Einleitung

Die allgemeine Anerkennung des Semlerschen Grundsatzes, daß die Bibel als ein Buch wie jedes andere zu behandeln sei (J.S. Semler 1771-1776; vgl. W.G. Kümmel 1970), hat die Theologie in eine endlose Kette nicht nur von Ratlosigkeiten, sondern auch von inneren Widersprüchen gestürzt. Sie, die der Bibel so zunehmend gern Widersprüche nachweisen wollte, hat gerade darin schier Unüberbietbares geleistet. Dabei ist, was am Anfang ein characteristicum protestanticum (protestantisches Merkmal) war, zur allgemein christlichen Krankheit geworden. Man kann es kaum anders ausdrücken.

Alle hierher gehörenden Erscheinungen verbinden sich insbesondere mit dem Begriff der historisch-kritischen Methode. Eine wissenschaftlich gehandhabte und nicht nur behautptete Methode – und darum handelt es sich immerhin in der theologischen christlichen Wissenschaft – bedeutet ein Vorurteil im Sinne einer Vorentscheidung über die Ergebnisse. Die moderne physikalische Forschung konnte die Theologie gerade darin belehren, wie die Wahl einer Methode Rahmen, Umfang und Art der Ergebnisse vorbestimmt und präfiguriert. Eine kritische Methode der biblischen Auslegung kann demnach nur bibelkritische Sätze erzeugen. Das gilt sogar dort, wo die historisch-kritische Methode biblische Sätze bestätigt. Denn ihre Berechtigung und Autorität bleiben durch den Kritiker begründet und können von der Methode her gar nicht allein der Bibel entspringen.

Die historisch-kritische Methode ist in ihrer tatsächlichen Anwendung zu einem unumstößlichen Raster geworden, das bestimmte Aussagen einfach nicht mehr zuläßt, mögen sie auch tausendfach durch die Erfahrung der Glaubenden gedeckt sein. Das ist keine Bosheit, sondern die Hilflosigkeit, in die eine falsch gewählte Methode verstößt. Es genügt die Belegung mit der Bezeichnung »supranatural« oder (im Sinne dieser einen Methode gesprochen) »unwissenschaftlich« (z.B. E. Troeltsch 1900; H. Zahrnt 1970), um den Ausstoßungseffekt des Rasters eintreten zu lassen. Man ist dann eben nicht mehr »in«. Zugleich aber ist die historisch-kritische Methode zu einem Instrument in der Hand der Exegeten geworden, mit dessen Hilfe sie eine wahrhaft päpstliche Vorherrschaft in der Theologie durchgesetzt haben. Die Dogmatik, die jahrhundertealte Königin in den theologischen Fächern, wurde zu einem Hausdiener, der eben noch alles ordnen, systematisieren, aufbewahren und zusammenstellen durfte, im übrigen jedoch immer erst bei der historisch-kritischen Exegese nachfragen mußte, bevor er nach außen irgendwelche Auskunft geben konnte. Von dem Spott der exegetischen Cäsaren hat sie auch der getreueste Augenaufschlag nicht verschont.

Erst jetzt, mit dem Einfließen utopistisch-marxistischen Denkens in die christliche Theologie und der damit verbundenen Verachtung der bloß »historischen« Fächer in der Theologie, wurde die Entwicklung gebrochen. Mit einem Male stürzte die herrschende Exegese vom Thron in einen Winkel. Um so dringlicher ist es jetzt, daß die Exegeten ihren Grundlagen und Methoden eine neue, aufrichtigere und unbefangenere Aufmerksamkeit schenken (vgl. hierzu P. Stuhlmachers Thesen 1972 und Hermeneutik 1971; F. Hahn 1972 ).

 

INHALTSVERZEICHNIS

I. Die innere Unmöglichkeit des Begriffs
1. Einleitung
2. Die Eigenart der historisch-kritischen Methode
3. Einwände gegen die historisch-kritische Methode
a) Der Kanon im Kanon ist unauffindbar
b) Die Bibel läßt sich nicht in eine göttliche und eine menschliche auseinanderlegen
c) Die Offenbarung ist mehr als eine Sache
d) Das Ergebnis steht schon vor der Auslegung fest
e) Die mangelnde Praktizierbarkeit
f) Kritik ist nicht die angemessene Antwort auf Offenbarung
4. Zusammenfassung

II. Das tatsächliche Ende der historisch-kritischen Methode
1. Vorbemerkung
2. Die Exegeten:
Das Scheitern der Suche nach einem Kanon im Kanon
3. Die Systematiker:
Zwiespältigkeit und Rückzug auf die geistliche Erfahrung
4. Anhang:
Die Kirchengeschichtler
5. Zusammenfassung

III. Die Notwendigkeit einer historisch-biblischen Methode
1. Ein dogmatisches Vorurteil ?
a) Der Unterschied zur allgemeinen historischen Methode: kein zwingendes Analogieprinzip
b) Die Souveränität Gottes
c) Die Rolle der geistlichen Erfahrung der Gemeinde
d) Zusammenfassung
2. Das Problem der Schriftautorität
a) Schrift und Offenbarung
b) Die Aussage der Schrift über sich selbst
c) Die Inspiration der Schrift
d) Der Umfang des Kanons
e) »Gotteswort und »Menschenwort« in der Schrift
f) Das Problem der »Widersprüche« und »wissenschaftlichen Fehler« und die Unfehlbarkeit der Schrift
g) Die Reichweise der Inspiration
3. Schrift und Offenbarung anderswo
a) Das Problem Schrift und Tradition
b) Das Probleme Schrift und Geschichte
c) Das Verhältnis der Schrift zu den anderen Religionen
4. Arbeitsschritte der historisch-biblischen Methode
a) Vorbemerkung
b) Textfindung
c) Übersetzung
d) Der zeitgeschichtliche Hintergrund
e) Der religionsgeschichtliche Vergleich
f) Zur bisherigen Literarkritik und Formgeschichte
g) Die biblische Einordnung
h) Die Analyse
5. Der Zusammenhang und das Ganze der Schrift
a) Allgemeines
b) Drei Grundbeobachtungen:
Der Zweck der Schrift, die Heilsgeschichte und die Stellung des Christus

Literaturverzeichnis mit Abkürzungen
Erklärung wichtiger Fremdwörter und Abkürzungen

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