benajas apologetische Denkwerkstatt
 

Die Frage nach Gott und seiner Wesensart

 

Gott – Sein oder Nichtsein?

Zu allen Zeiten der Geschichte gab es Menschen, die davon überzeugt waren, dass es einen Gott geben muss, der die Welt, das All mit seinen „Himmelskörpern“, die Erde, ihren Lebensraum und alles Leben erschaffen hat.
Das alte Hebräertum des Nahen Ostens war jener Kulturkreis der Antike, den diese Überzeugung am ausgeprägtesten und am nachhaltigsten beherrscht hat.
Der in jüdisch-pharisäischer Theologie unter dem berühmten Gamaliel ausgebildete Paulus von Tarsus wählte diese Ur-Überzeugung gleichsam als Überschrift für die systematische Theologie, wie er sie in seinem Brief an die Gemeinde in Rom entfaltete (1,20):

„Sein unsichtbares Wesen lässt sich seit Erschaffung der Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und göttliche Größe.“

Dieses Wissen um die allmächtige, persönliche Gottheit bedeutet freilich nicht, dass es nicht zugleich auch Zweifler oder Leugner deren Existenz gegeben hat. So heißt es etwa in Psalm 14,1, einem von David um 1000 v.Chr. verfassten Lied:

„Die Toren sprechen (= denken) in ihrem Herzen:
»Es gibt keinen Gott«.“
[Gott hebr.: Elohiym]

Die primäre apologetische Auseinandersetzung hat sich somit zwischen Gottesgläubigen und Gottesleugnern abgespielt. Und das ist wohl bis heute so geblieben.

Viele Religionen – eine Wahrheit?

Wenn aber Gott als Schöpfer des Universums real existiert – worin besteht dann seine Wesensart, sein Charakter, wie ist sein Einfluss auf das von ihm erschaffene Universum und sein Wirken heute?

Dazu gibt es unzählige Vorstellungen in der Menschheit, und die Religionsgeschichte ist voll von einander widersprechenden „Theologien“. Man kann fast sagen: Soviele verschiedene Menschen ihre eigenen Vorstellungen und Annahmen über Gott äußern, so verschieden sind sie auch.

Religionsphilosophen fernöstlicher Kulturen bemühen sich zwar zu zeigen, dass in allen Religionen ein „Kern Wahrheit“ enthalten sei, sozusagen ein „kleinstes gemeinsames Vielfaches“. Aber niemand hat noch schlüssig zeigen können, worin dies denn bestehe – zu unterschiedlich sind die religiösen Moralvorstellungen, zu stark auf bestimmte Kulturkreise fixiert (z.B. Japan, Tibet) und zu widersprüchlich hinsichtlich des Wesens Gottes. Im Buddhismus kommt „Gott“ nicht einmal vor und kann deshalb durchaus zutreffend als „atheistische“ Religionsphilosophie gedeutet werden.

Oder denken wir an die Frage nach der Herkunft, dem Ursprung und der Zukunft der menschlichen Existenz, nach der Frage, was den Menschen jenseits des irdischen Todes erwartet. Da stehen die unterschiedlichsten Vorstellungen und Glaubenslehren einander unversöhnbar gegenüber wie die äonenhafte Präexistenz der menschlichen Seele und ihre ewig neue Wiederverkörperung einerseits und die Einmaligkeit des Individuums und sein existenzieller Anfang bei der elterlichen Zeugung andererseits, oder die Frage nach der Unsterblichkeit oder dem Verlöschen der Seele. Die Lehre über das Wesen des Menschen, die Anthropologie, hängt jedoch ursächlich und untrennbar mit der Lehre über das Wesen Gottes, der Theologie, zusammen. Ist der Mensch „Ebenbild Gottes“? Wenn ja, hinsichtlich welcher seiner Wesensarten?

Wie kann man angesichts solcher religiöser Widersprüchlichkeiten zu einer wahrheitsgetreuen Erkenntnis des realen Schöpfergottes gelangen – wenn es ihn überhaupt gibt?

Fragen an die Philosophie

Sind nicht auch die Philosophen und ihre gedanklichen Retorten ein Beleg dafür, dass das Denken der Menschheit – auch ihrer klügsten Köpfe – von sich aus das Wesen Gottes nicht erfassen und erkennen kann? Ist nicht die Philosophiegeschichte mit ihren abstrakten Theorien über das Göttliche und Menschliche eine Geschichte der gescheiterten Versuche, „zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen“?

Die Kernfrage

Selbst die Ansätze der Moderne wie der Vorzug der Synthese gelten heute als gescheitert, während die Postmoderne im Gegenteil von Fragmentarisierung und Unbestimmtheit geprägt ist und unterschiedliche Perspektiven einfach nebeneinander stehen lässt, so divergierend und paradox sie auch sein mögen.

Das mag allenfalls noch ein pragmatisches Konzept für eine pluralistische Gesellschaft sein – aber kann dies auch für Fragen der Geschichtlichkeit gelten? Wie es nämlich nicht gleichgültig sein kann, ob es beispielsweise in NS-Vernichtungslagern Gaskammern gegeben hat oder nicht, oder ob Karl der Große eine historische Gestalt war oder eine „Erfälschung der Ottonen“ (um zwei von Außenseitern bestrittene, gänzlich unterschiedlich relevante Fakten der Geschichte zu nennen), kann es wohl noch viel weniger gleichgültig sein, ob es einen Gott gibt oder nicht.

Und falls es einen Gott gibt, kann es aus Redlichkeit gegenüber der Wirklichkeit schon gar nicht einerlei sein, welche Wesensart er hat, ob er nur ein philosophisches „Prinzip“ ist oder den Vorstellungen der Polytheisten, der Pantheisten, der Deisten oder aber der Monotheisten entspricht und – um es Spitz auf Knopf zu stellen –, ob er den Kosmos und die gesamte Lebenswelt nach der Art von biologischen Grundtypen bereits fertig funktionabel und genetisch polyvalent aus dem Nichts erschaffen hat oder ob er sich biologischer Mechanismen wie etwa genetischer Mutationen und Selektion über lange Zeiträume bedient hat, oder, wie Teilhard de Chardin philosophierte: „Gott macht, dass die Dinge sich selber machen.“ Dabei ist das gar keine philosophische oder religiöse Frage sondern eine Frage definitiver Geschichtlichkeit!

Wenn Gottes „Schöpfungs“-Methode – äonenhaft andauernd – in Versuch und Irrtum besteht, bis endlich Leben und Lebensfähiges entsteht, und ihm ewigdauernder Kampf der Organismen ums Überleben und Inkaufnehmen von evolutionären „Sackgassen“, gelenkter Zufall (?!), Tod, Leid und Grausamkeit als „Mittel zum Zweck“ dient, um endlich den Menschen „hervorzubringen“, dann wirft das die ernstliche Frage nach seiner Intelligenz und Rationalität auf und kann nicht mit der paradoxen Floskel von der „verschwenderischen Natur“ abgetan werden. Und es stellt sich zugleich die kritische Frage, ob das denn ein Gott der Liebe, der Güte und der Geduld sein kann.

So ist es kein Wunder, dass die naturphilosophische Welt in ihrem Suchen nach der historischen Wahrheit epistemologisch auf keinen „grünen Zweig“ kommt, denn wenn da ein außerkosmischer Schöpfer ist, dann können er und seine Wege nur dann erkannt werden, wenn er selbst sich in unserer Dimension und in unserer Sprache zu erkennen gibt bzw. sich der Menschheit von sich aus – theologisch ausgedrückt: – „offenbart“.

Missbräuchliche Gottesbegriffe

Sowohl Philosophen als auch Theologen haben sich schuldig gemacht, den Begriff „Gott“, der im Sinne der allgemein anerkannten und ursprünglichen sprachlichen Übereinkunft monotheistisch belegt ist, umzufunktionieren und mit unterschiedlichsten metaphysischen Inhalten zu belegen. Eine Auswahl folgender Beispiele soll dies illustrieren.

Das Wesen Gottes – geoffenbart im Alten Testament

Im Gegensatz zu diesen „Auftritten des Zwiespalts und der Zerrüttungen“, zu diesem „ewigen Zirkel von Zweideutigkeiten und Widersprüchen“ (so Kant), stoßen wir – wiederum – im althebräischen Kulturkreis auf ein erstaunliches Phänomen. Diese Kultur besitzt eine schriftliche Überlieferung von mehr als drei Dutzend Büchern, die durch die gesamte Zeit ihrer Geschichte für „heilig“ gehalten wurden. Sie sind – vor der Zeitenwende – über einen Zeitraum von weit mehr als tausend Jahre entstanden, unter Einbeziehung ihnen zugrunde liegender Quellen (etwa auf Tontafeln überlieferte Familiengeschichten [hebr. toledot ], die Mose im Genesis-Buch einbezogen hat) wohl noch wesentlich länger. Es ist das, was wir heute als Schriften des „Alten Testaments“ bezeichnen, vom Buch Genesis bis zum letzten prophetischen Buch Maleachi.
Das Erstaunliche daran und das Einzigartige in der Religionsgeschichte sind vor allem zwei herausragende Merkmale: erstens die untrennbare Verwobenheit von Offenbarung und Geschichtlichkeit, und zweitens die Kontinuität und Gleichartigkeit der fortlaufenden und progressiven Offenbarung des Wesens Gottes in der Heilsgeschichte.

  1. Durch all diese heiligen („biblischen“) Schriften hindurch wird auf eine ganz bestimmte Weise von Gott berichtet, und zwar nicht in mythischer, ahistorischer Weise wie in vielen anderen Büchern der Religionsgeschichte, sondern durchgehend eingebettet in historische Ereignisse unter Angabe von außerbiblisch bekannten Herrschern und Örtlichkeiten, meist in der Art von Chroniken, jedoch mit einem grundlegenden Unterschied: Darin erscheint Gott in seinem übernatürlichen Walten gleichsam als Hauptperson, ewig und unsichtbar. Was der Menschheit von sich aus verborgen bleibt (nämlich eine tiefere Erkenntnis des Wesens Gottes), das wird durch diesen Gott dank seinem Geschichtswirken geoffenbart. Aus dem „Jenseits“ von Raum und Zeit hat er sich und seinen Willen der Menschheit konkret und verständlich bekannt gemacht und dafür gesorgt, dass dies in den Niederschriften ein für allemal dokumentiert worden ist und so der Nachwelt authentisch erhalten bleibt. Selbst die poetischen Teile der alten hebräischen Bibel (z.B. der Weisheitsliteratur) sind nicht losgelöst vom zeitgeschichtlichen und geographischen Umfeld ihrer Entstehung. So sind z.B. die fünf Psalmbücher (insgesamt 150 Psalme, Gebete, Lieder und Gedichte) voll von geschichtlichen Bezügen zu Berichten aus anderen Büchern.

    Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass die hebräische Bibel eine Sammlung von Büchern ist, in der politische, kulturelle und religiöse Realhistorie (die übrigens archäologisch belegbar und nachvollziehbar ist) mit dem Einwirken des Schöpfergottes auf die Menscheitsgeschichte untrennbar verwoben ist.
    Dieses Faktum ist bemerkenswert, weil demgegenüber praktisch alle anderen bedeutenden Werke der Weltliteratur, die sich auf „Offenbarungen“ berufen, ausgeprägt ahistorisch sind oder mythischen Charakter zeigen, so auch etliche apokryphe Texte aus alt- und neutestamentlicher Zeit. Ob alte indische Weisheitsschriften oder ob Koran, all ihre Inhalte und gelehrten „Heilswege“ würden nicht mit der Frage ihrer Historizität stehen oder fallen. Die Wahrheit der biblischen Offenbarung Gottes jedoch hängt unverbrüchlich an ihrer geschichtlichen Authentizität. Ob Genesisbericht oder die Erwählung Abrahams und die Verheißungen an ihn, ob die Erlösung des Zwölfstämmevolkes aus der ägyptischen Versklavung, ob die Einsetzung der levitischen Gottesdienstordnung durch göttlichen Befehl oder das furchtlose Auftreten der Schriftpropheten gegen das korrumpierte Priester- und Königtum Israels – nichts von all dem (und von noch viel mehr) ist hinsichtlich seiner historischen Tatsächlichkeit entbehrbar. Diese Verbundenheit von Gottesoffenbarung und realhistorischen Heilsereignissen ist einzigartig in der gesamten Weltliteratur.
  2. Noch erstaunlicher an den althebräischen heiligen Schriften ist die leicht überprüfbare Tatsache, dass das Wesen Gottes, wie es in den unterschiedlichen Literaturgattungen (Chroniken, Weisheitsliteratur, prophetische Bücher) vermittelt wird, von Anfang bis zum Ende gleichartig ist, obwohl völlig unterschiedliche Menschen aus ganz verschiedenen Zeiten, sozialem Umfeld, Bildung und Berufen daran geschrieben haben wie etwa der weise König Salomo oder der einfache Maulbeerfeigenzüchter Amos. Sie wussten großteils nichts von einander, aber offenbar begegneten sie demselben Gott, der sie berief und zum Weissagen und zur Geschichtsschreibung beauftragte und durch seinen Raum und Zeit übergreifenden Geist anleitete.

Diese beiden Merkmale zusammen ermöglichen es, aus all diesen anerkannten biblischen Schriften eine systematische Theologie über die Wesensart Gottes zu extrahieren. Wären die Beschreibungen über Gottes Wesen und Handeln in der Geschichte jedoch inkonform, heterogen und nur menschlichen Ursprungs, so wäre eine gemeinsame Systematik unmöglich.

Vollendung der Offenbarung im Neuen Testament – die Fülle

Aber damit nicht genug, geht die biblische Offenbarung Gottes nach der Zeitenwende über die alten hebräischen Schriften entscheidend hinaus und ist in den 27 Schriften, die wir „Neues Testament“ (NT) nennen, dokumentiert. In grundsätzlich genau der gleichen Weise wie im Alten Testament (AT) sind auch die neutestamentlichen Ereignisse weitgehend chronikhaft verfasst, in der damaligen – auch über außerbiblische Historiker überlieferten – Geschichtlichkeit eingebunden und nehmen auf reale Ereignisse Bezug, die nach ihrem Selbstverständnis heilsentscheidend sind. Nichts an diesen Schriften ist auch nur im Entferntesten mit mythischen, esoterischen, gnostischen, apokryphen Schriften vergleichbar. Auch die neutestamentlichen Berichte stehen und fallen mit der Frage ihrer historischen Authentizität, und ihre Heilslehre wäre irrelevant, wenn sie von ihrer Geschichtlichkeit abstrahiert würde.
Eine bekannte Schlüsselstelle ist Gal. 4,4, die für Gottes Wesen, Wirken und Eingreifen in Raum und Zeit beispielhaft ist:

„Als aber die Erfüllung der Zeit [Anm. d. Ü.: d.h. der festgesetzte Zeitpunkt] gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der von einer Frau geboren und dem Gesetz unterworfen wurde.“

So sind die Berichte des Neuen Testaments nicht nur als Fortsetzung der „Gottesgeschichte“ im Alten Testament zu begreifen, sondern insbesondere als zeit- und punktgenaue Erfüllung dessen, was darin im Blick auf die Erlösung und Erfüllung der Heilsverheißungen vorausgesagt worden ist.

Wenn sich aber das NT als die Erfüllung des ATs versteht und in Kontinuität der bisherigen Offenbarung Gottes steht, dann muss es sich um dasselbe Wesen Gottes handeln. Und das ist es in der Tat! Auch wenn immer wieder oberflächliche Geister behaupten, der „Rachegott“ im AT unterscheide sich grundlegend vom „Vatergott Jesu“, so ist dies ein völliges Verkennen des Wesens Gottes und seiner Offenbarung sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments.

Dies braucht in diesem Zusammenhang nicht näher ausgeführt zu werden, sondern soll Thema einer eigenen Betrachtung werden. Hier nur – zusammenfassend – soviel:

Aufgrund der vorhandenen Kontinuität der gesamten Bibel unter Berücksichtigung ihrer progressiven Offenbarung (Die Heilstatsachen und -ereignisse des NTs sind „keimhaft“, „bildhaft“ und „verhüllt“ im AT bereits vollständig vorhanden!) ist es tatsächlich möglich, eine systematische Theologie über das Wesen Gottes zu erstellen, die auf der Basis der gesamten Offenbarung des Alten und des Neuen Testaments beruht.

Damit ist das Wesen Gottes auf übereinstimmende Weise in Schriften dokumentiert, die über einen Zeitraum von mehr als eineinhalb Jahrtausenden und von mehr als vierzig z. T. völlig unterschiedlichen Personen verfasst wurden.

Das ist einzigartig und beispiellos in der gesamten Religionsgeschichte der Menschheit.

Systematische Theologie anhand der Bibel

Nicht nur, dass die zur Bibel gehörenden Bücher eine übereinstimmende, wesensgleiche Theologie aufweisen, sodass die darin enthaltenen, einander ergänzenden, aber unorganisierten und zerstreuten Hinweise auf das Wesen Gottes gesammelt und in ein logisches System gebracht werden können, enthält die Bibel doch auch ganze Abschnitte, die einige zentrale Lehren systematisch behandeln. Aber sie werden nicht erschöpfend behandelt und müssen daher in den größeren Zusammenhang aller biblischen Bücher gestellt werden, insbesondere des Neuen Testaments. Dieses gibt nämlich die hermeneutischen (Auslegungs-) Regeln für das Alte Testament vor, gemäß der „Lehre der Apostel“ (Apg. 2,42; Eph. 2,20-22; 4,11), wie diese von ihrem Meister unterwiesen worden waren (siehe Luk. 24,27.32; Apg. 1,3 u.a.).

Eine Reihe von Beispielen dafür, wie eine Lehre oder ein Thema in jeweils einem einzigen Abschnitt behandelt wird:

Trotz einer gewissen Ausführlichkeit der Behandlung der Themen in diesen Textabschnitten werden sie in keinem der Fälle erschöpfend behandelt. Wenn wir also alle Fakten von einem der Gegenstände kennen wollen, dann bedarf es des Zusammentragens aller in den biblischen Texten verstreuten Bezugsstellen, um sie in ein logisches und harmonisches System einzubauen.

Namen Gottes in der Bibel

Die Tatsache, dass in der Bibel eine Kontinuität und Übereinstimmung hinsichtlich des Wesens und Charakters Gottes geoffenbart wird, schließt nun nicht aus, dass der handelnde Gott in sehr vielfältiger Weise beschrieben wird. Dies findet in den zahllosen Namen Gottes einen deutlichen Niederschlag. Namen von Personen und Örtlichkeiten haben in der Bibel oft große Bedeutung. Dies gilt besonders für die Namen der Gottheit.
Einer der meist gebrauchten Begriffe für Gott ist „El“, mit den Erweiterungen Elim, Elohim und Eloah. Diese Begriffe entsprechen den griechischen Bezeichnungen theos, lateinisch Deus und dem deutschen „Gott“. Es ist das allgemeine Wort, um die Gottheit zu bezeichnen, und wird für alle Arten von Göttern verwendet. Von den Schreibern des Alten Testaments jedoch wird das Mehrzahlwort Elohim regelmäßig in Verbindung mit Zeitwörtern und Eigenschaftswörtern in der Einzahlform verwendet, um die Einzigartigkeit des auf den Schöpfergott bezogenen Begriffs anzuzeigen.

Obwohl sich „El“ üblicherweise auf Gott bezieht, kann es auch für heidnische Gottheiten oder Götter gebraucht werden. Die Kombination El-Eljon (El-Elyown) kennzeichnet Gott als den Allerhöchsten (Ps. 78,35) und El-Shadday als den Allmächtigen Gott (Gen. 17,1). Henry C. Thiessen, dem wir hier folgen, schreibt:

JHWH [Anm.: Jahwe, Jahweh; falsch vokalisiert: Jehova] ist der persönliche Name des Gottes Israel par excellence. Das Wort hängt mit dem hebräischen Zeitwort „sein“ zusammen und bedeutet der „Selbst-Existente“ oder „Der-das-Sein-verursacht“ (Ex. 6,2f; vgl. 3,13-16). Dieser Name wird im Englischen oft übersetzt mit „Lord“ [Anm.: im Deutschen mit „Herr“] und häufig mit Großbuchstaben geschrieben. Dieser Name kommt in zahlreichen bedeutsamen Verbindungen vor: JHWH-jireh („der HERR ersieht“, Gen. 22,14); JHWH-raphah („der HERR, der heilt“, Ex. 15,26) [Anm.: oder „Ich, der HERR, bin dein Arzt“ (= der dich heilt)]; JHWH-nissi („der HERR ist unser Banner“ [oder „mein Panier“], Ex. 17,15); JHWH-shalowm („der HERR unser Friede“, Ri. 6,24); JHWH-ra’ah („der HERR, mein Hirte“, Ps. 23,1); JHWH-tsidqenuw („der HERR, unsere Gerechtigkeit“ oder „Rechtfertigung“, Jer. 23,6); JHWH-shammah („der HERR ist gegenwärtig“, Hes. 48,35 [oder: „hier ist der HERR“]).

Adonai, „mein Herr“, ist der Titel, der sehr oft bei den Propheten vorkommt, als Ausdruck der Abhängigkeit und Unterordnung eines Dieners gegenüber seinem Herrn oder einer Frau gegenüber ihrem Ehemann. Der Titel „Herr der Heerscharen“ (hebr. JHWH-tsaba’ah) kommt häufig bei den Propheten (Jes. 1,9; 6,3) und in den nachexilischen Schriften vor. Manche beziehen den Begriff auf die Gegenwart Gottes in den Schlachtheeren Israels zu Zeiten der Monarchie (1. Sam. 4,4; 17,45; 2. Sam. 6,2), aber eine wahrscheinlichere Bedeutung ist die Gegenwart Gottes mit seinen himmlischen Heerscharen, den Engeln (Ps. 89,6-8; vgl. Jak. 5,4).
Im Neuen Testament [Anm.: verfasst im Koine-Altgriechischen] übernimmt der Begriff theos die Stelle von El, Elohim und Elyon. Die Namen Shadday und El-Shadday werden mit pantokrator wiedergeben, der „Allmächtige“, und theos pantokrator, „Gott der Allmächtige“. Manchmal wird der HERR Jesus „das Alpha und das Omega“ genannt (Offb. 1,8) [Anm.: das entspricht dem ersten und dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets], „der da ist und der war und der kommt“ (Offb. 1,4), „der Erste und der Letzte“ (Offb. 2,8, vgl. Jes. 44,6; 48,12) und „der Anfang und das Ende“ (Offb. 21,6).

Anhand zahlreicher Beispiele kann auch gezeigt werden, dass insbesondere der Name „Jesus“ (griech. Iesous, von hebr. Jahoshua bzw. in der Kurzform Joshua: „JHWH rettet“) mit „JHWH“ und „dem Engel JHWHs“ identifiziert wird. JHWH ist „Derselbe“ (Ps. 102,28) und Jesus ist „Derselbe – gestern, heute und in Ewigkeit“, Hebr. 13,8). Damit ist nicht nur belegt, dass durch das gesamte biblische Schrifttum derselbe Gott agiert und beschrieben wird, sondern auch, dass zwischen JHWH und Jesus Christus eine definitive Kontinuität und wesensmäßige Identität besteht bzw. in Christus die Wesensart Gottes selbst – in Vollendung – geoffenbart wird. So wird den Nachfolgern Christi verheißen:

„In ihm (Christus) wohnt die ganze Fülle der Gottheit [= göttlichen Wesens] leibhaftig [= in leiblicher Gestalt], und ihr besitzt die ganze Fülle in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt [vgl. 1,16] ist.“ (Kol. 2,9f; Anmerkungen in eckigen Klammern vom Übersetzer Hermann August Menge).

Zwar heißt es, dass „Gott in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch zu sehen vermag“ (1. Tim. 6,16), aber in der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist er uns nahe geworden:

„Niemand hat Gott jemals gesehen: der eingeborene Sohn, *der an des Vaters Brust liegt*, der hat Kunde (von ihm) gebracht.“ (Joh. 1,18)
*...* Herbert Jantzen („Das Neue Testament in deutscher Fassung“, 2007, ISBN 978-3-397032-23-8) übersetzt noch genauer:
„der zur Brust des Vaters [gewandt] ist“ und fügt als Erklärung an: „D. i. ein Bild vom Ehrenplatz beim Essen, vgl. Joh. 13,23“.

Dies bestätigt die Erfahrungstatsache: Wir könnten von Gott nichts Sicheres wissen, aber indem wir Jesus durch die biblischen Schriften kennen lernen, lernen wir „aus erster Hand“ die Fülle des wahren und lebendigen Gottes kennen.

Die biblische Geschichte als Selbstoffenbarung Gottes – Religionen als Projektionen des Menschen

Aufgrund dieses unübersehbaren Sachverhalts, der sich wie ein roter Faden durch alle biblischen Schriften zieht, muss Ludwig Feuerbachs Theorie der „menschlichen Projektion Gottes“ ins Reich der Fantasie verwiesen werden, demgegenüber auch Petrus am Ende seines Lebens als Vermächtnis klarstellt:

„Noch niemals ist eine [biblische] Weissagung durch menschlichen Willen ergangen [oder: zustande gekommen], sondern, vom heiligen Geist getrieben, haben Menschen von Gott aus geredet.“ (2. Petr. 1,21)

Angesichts der ideellen und darstellerischen Verirrungen der Religionen, die tatsächlich menschliche (oder unmenschliche) „Projektionen“ sind, wird verständlich, warum Gott gleich zu Beginn der „Zehn Gebote“ (2. Gebot: Ex. 20,4-5) explizit verbietet, sich eigene Vorstellungen von ihm zu machen und sie abzubilden, seien sie philosophisch, religiös oder künstlerisch.

Das galt damals schon für die Darstellung Gottes in symbolhafter Weise etwa als Sonnen-Abbildung, in Gestalt eines Stieres als Symbol der Kraft oder einer Frau mit übergroßen Brüsten als Symbol der Fruchtbarkeit.

Dieses generelle devotionale Darstellungsverbot gilt nicht minder auch im Neuen Testament (Hinweis auf Röm. 1,22-23), zumal bedeutsamerweise keinerlei äußeren Merkmalserwähnungen weder des Sohnes Gottes noch seiner irdischen Mutter Maria auch nur annähernd zu finden sind und deshalb deren Darstellungen spekulative Fantasie sind. Das betrifft noch viel mehr die Darstellungen religiöser Volksphantasien („Himmelfahrt“ Mariens und ihre „Krönung“ als „Himmelskönigin“) und angeblicher „Erscheinungen“ wie auch Kruzifixe – Kreuze mit angehefteten (vermeintlichen) „Jesus“-Figuren –, beeinflusst von der Mode der jeweiligen kulturhistorischen Epochen und Stilrichtungen, und malerische Darstellungen „Gottvaters“ in Gestalt eines „alten Mannes mit grauem Haar und langem Bart“ wie im Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle des Vatikan in Rom.

Nicht nur, dass auf diese Weise das strikte Darstellungsverbot des 2. Gebots der „Zehn Gebote“ wesenhaft missachtet ist und dessen Wortlaut seitens der römisch-katholischen Kirche in ihren Katechismen offiziell entsprechend abgeändert (somit verfälscht) wurde, hat sie die Verehrung von Bildern und Reliquien auch noch geboten (siehe „Bekenntnis des katholischen Glaubens“ 1564 zu Trient).

„Mit wem wollt ihr also Gott vergleichen und was als Ebenbild ihm an die Seite stellen? Etwa ein Götzenbild, das ein Werkmeister gegossen und das ein Goldschmied mit Gold überzogen und Silberkettchen darangelötet hat?“ (Jes. 40,18-19)

Um wieviel mehr sind die Darstellungen dämonischer „Gottheiten“ Asiens, Afrikas und mittelamerikanischer Hochkulturen fatale Verirrungen: Prachtvoll geschmückte „Götter“-Bilder bei hinduistischen Prozessionen, Plastiken der indischen Rachegöttin Kali (Shivas Gemahlin) und der Baumgottheit Vrikshaka oder des tanzenden Gottes Shiva, die furchteinflößenden, allgegenwärtigen Dämonenfratzen des tibetischen Buddhismus, denen fortwährend geopfert wird, um sie zu besänftigen, und nicht zuletzt – auch in unserer westlichen Welt – die Verehrung blumengeschmückter Buddha-Figuren und die meditative Versenkung über Bildern lebender und verstorbener vermeintlich „Erleuchteter Meister“.

Die Selbstoffenbarung des wahren und lebendigen Gottes in der Heilsgeschichte, wie sie in den biblischen Schriften dokumentiert ist, stand stets in Auseinandersetzung mit den Götzenbildern und falschen Vorstellungen der damaligen Religionsgeschichte. Denn JHWH war niemals ein „lokaler Stammesgott“ wie etwa der nach Babel eingewanderte „Stadtgott“ Marduk oder der Mondgott Sin als „Stadtgott“ von Ur, sondern war und ist nach dem biblischen Zeugnis der Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und über allen Völkern herrscht, auch wenn er sich schließlich einem Einzelnen zuwendet wie Abraham, den er zum Stammvater eines Volkes erwählt hat, aus dessen Mitte der Erlöser für alle Völker hervorgehen sollte.

Das duale theologische Leitthema der biblischen Botschaft ist eben diese Abgrenzung des lebendigen, heiligen Erlöser-Gottes gegenüber den nichtigen Phantasie-„Göttern“ (Baal, Moloch, Sonnen- und Planetengötter…) und den ihnen geweihten, menschenverachtenden Kulten – nicht nur unter den umliegenden Völkern, sondern auch und gerade mitten im Volk Israel. Von daher verbietet sich jeglicher Synkretismus und jede Fragmentarisierung. Es kann nicht gleichgültig sein, ob man Gott in Jesus Christus anbetet und Vater nennt, oder ob man zu Gott „Vishnu“, „Shiva“ oder „Kali“ (Devi) sagt, ob man statt zum Schöpfer zu Haddad, Sin oder Moloch betet oder Zeus, Loki oder Quetzalcoatl opfert. Denn dann wendet man sich Wesenheiten zu, die für bestimmte Wesensarten stehen und unterschiedliche Charaktere repräsentieren. Wer zu Baal betet, betet nicht zu JHWH, sondern zu einem despotischen, launischen Wetter-, Sturm- und Sexgott. Der dreimal-heilige Schöpfer- und Erlösergott dagegen, der die Welt liebt und dafür sein Bestes gegeben hat (Joh. 3,16), kann nicht durch ekstatische Rituale, Menschenopfer oder kultische Prostitution „gekauft“ werden. Unsereiner würde sich schön „bedanken“, wenn man ihn als „Herr Adolf Hitler“ oder als „Mr. Pol Pot“ ansprechen würde. Wäre der Protest gegen eine solche Anrede „kleinlich“ oder „formalistisch“? Nein! Denn da geht es um Wesensarten übler Sorte, die vermischt und vertauscht werden. Aber dem „Gott der Herrlichkeit“ (wie Stephanus ihn nannte, siehe unten), muten wir Derartiges zu und wollen unterstellen, dass all diese Religionen und Götzenkulte zur Erlösung, zum Ziel, zu ihm führen?

Hier einige weitere religionsgeschichtliche Vergleiche, um diesen grundlegenden Gegensatz religionskundlich zu illustrieren:

Dieses duale biblische Leitthema der Entscheidung zwischen dem wahren Gott und dem Mythos, zwischen Evangelium und Religion, zwischen Realität und Droge, zwischen Offenbarung und Projektion fordert aber auch gegenüber teilnahmsloser Indifferenz ultimativ heraus:

– dies ist die ultimative Wahl, die sich durch alle biblischen Schriften zieht; so lautet die Herausforderung des Evangeliums Gottes zur persönlichen Entscheidung an jeden Einzelnen, und dazwischen gibt es fürwahr nichts, wohin man ausweichen könnte. Denn der wahre Gott, der gemäß der biblischen Heilsgeschichte sich und seinen Heilswillen zu erkennen gegeben hat, ist keine Projektion und keine Illusion, sondern unausweichliche Wirklichkeit (Ps. 139).

Namen Gottes, die Jesus gebraucht hat

Bekannt ist, dass Jesus „Vater“ zu Gott gesagt hat. Dies war jedoch – im Gegensatz zu den heidnischen Religionen – nichts grundsätzlich Neues in Israel gewesen (Deut. 32,6; 2. 7,14; Ps. 68,6; 89,27; Jes. 63,16 u.a.). Weniger bekannt oder bewusst ist, dass Jesus eine weitere Selbstbezeichnung Gottes aus den Mose-Büchern aufgegriffen hat: „Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs“ (Mark. 12,26 bzw. Luk. 20,37 nach Ex. 3,6 u.a.) und damit eine wesentliche Eigenschaft Gottes in Erinnerung ruft:

Erstens (so der unmittelbare Zusammenhang) stellt er damit klar, dass die Stammväter nur physisch gestorben sind, in Wirklichkeit aber vor Gott gerechtfertigt leben und auferstehen werden („Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden.“ Matth. 22,32). Er sagte dies im Hinblick auf die Auseinandersetzung zwischen Sadduzäern und Pharisäern – die einen verwarfen den Glauben an die Auferstehung, die anderen hielten daran fest (Matth. 22,23ff).

Zweitens erinnert uns dieser Name daran, dass der Ruf Gottes an Abraham und seine Nachkommen hinsichtlich des Wesens Gottes bedeutsam ist. In Abgrenzung, ja in krassem Gegensatz zu den Scheusalen der mesopotamischen Götterwelt der verderbten Metropolen Ur und Haran offenbarte er sich Abraham als „Gott der Herrlichkeit“ (so Stephanus in Apg. 7,2), der sich des Einzelnen annimmt. Er führt ihn aus dem Götzendienst heraus (Abrahams Vater Terach betete im Zikkurat den Mondgott Sin an), ruft ihn in seine Nachfolge, gibt ihm den Auftrag, sein Zeuge zu sein, verheißt ihm die Perspektive eines neuen Landes und eigener leiblicher Nachkommen („viele Völker“) und als Höhepunkt die Stammvaterschaft des messianischen Erlösers (vgl. Gal. 3,16).

So ist allein schon in dieser einen Bezeichnung Gottes: „Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs“ die Offenbarung seines Wesens und Erlöserwillens verdeutlicht und gegen alle anderen von Menschen ersonnenen Gottesideen abgehoben, denn dieser Gott ist nicht der, über den jene oben genannten Philosophen gerätselt haben. Er ist nicht ein „erzieherisches moralisches Prinzip“ wie in der Anthroposophie und keine unpersönliche, kosmische Energie, wie die alten und neuen Esoteriker zu erfühlen trachten.

Vom „Gott der Philosophen“ zum persönlichen Erlöser-Gott

Als der berühmte Mathematiker Blaise Pascal die Nacht vom 23. auf den 24. November 1654 über der Bibel lesend und daraus viele Verse notierend verbrachte, da erkannte er mit einem Male, dass Gott nicht ein unpersönlicher „Weltgeist“ ist, als der er seit den griechischen Philosophen dargestellt wird, und kein ideelles Prinzip, das der Welt zugrunde liegen soll, sondern dass Gott ein persönlicher Gott ist! Staunend stellte er fest: „Er wird nur auf den Wegen gefunden, die im Evangelium gelehrt sind.“  So notierte er, was er eben in Joh. 17,3 gelesen hatte: „Dies ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen, wahren Gott und den, den du gesandt hast, Jesus Christus.“

Seine Notizen darüber sind uns in seinen „Pensées“ (Gedanken) überliefert: „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs; nicht der Philosophen und Gelehrten!“ Jeder einzelne der drei, nicht nur Abraham, sondern auch Isaak und Jakob, wurden von Gott angesprochen und berufen und mussten sich persönlich für ihn entscheiden, sodass Gott auch „ihr“ Gott werden konnte. Deshalb heißt es nicht einfach summarisch „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, sondern „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs“.

So können Menschen, die Gott von der Bibel her persönlich kennen, seit jeher zu ihm sagen: „mein Gott“ und „unser Gott“. Wie sagte die Moabiterin Ruth zu ihrer israelitischen Schwiegermutter Naomi in der Fremde, als diese nach dem Tod ihrer Söhne in ihre Heimat Bethlehem zurückkehren wollte? „Wohin du gehst, dahin will auch ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch: dein Volk ist mein Volk, und  d e i n  G o t t  i s t  m e i n  G o t t !“

Ist es nicht atemberaubend zu erfahren und zu wissen, dass DERSELBE Gott auch „dein Gott“ werden möchte, der Abrahams, Isaaks, Jakobs, Moses, Naomis, Ruts und Davids Gott und all der früheren und späteren Glaubensväter und -mütter Gott und auch benajas Gott geworden ist?

Schlussfolgerungen:

Glaubensbekenntnis zum Wesen Gottes

Systematisch-theologisch entsprechend den biblischen Schriften können wir nun das Wesen Gottes in folgendem kurzen Bekenntnis zusammenfassen:

 

Wir glauben an einen persönlichen Gott, der Geist ist,
ewig, unendlich in Heiligkeit, Kraft, Weisheit, Gerechtigkeit, Güte, Liebe und Barmherzigkeit.
Dieser eine und einzige Gott ist Ursprung und Erhalter des Lebens
und hat sich geoffenbart als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

 

Dies kann auch durch die folgende, nicht vollständige Auswahl grundlegender Bibelstellen belegt bzw. nachgelesen werden:

Gott ist Geist

Wir haben zunächst betont, dass wir an einen geistigen Gott glauben. Gott ist also nicht materiell, und deshalb ist es sinnlos, ihn mit den Sinnesorganen wahrnehmen oder mit wissenschaftlichen Messmethoden suchen zu wollen! Gott steht über Raum und Zeit und Materie, denn er hat das Universum in seiner unvorstellbaren Intelligenz und Macht („durch sein Wort“) aus dem Nichts erschaffen. Und auch wenn wir sagen, dass Gott allgegenwärtig ist, glauben wir doch nicht, dass Gott an das Universum gebunden ist, denn seine Allgegenwart ist ein freier Willensakt.
Welch grundlegender Unterschied zur Vorstellung des „Göttlichen“ in den östlichen Religionen und Philosophien!

Gott ist Person

Wir wollen aber auch die Persönlichkeit Gottes betonen, oder, mit anderen Worten, seine Personhaftigkeit, seine Personalität.

Viele vergessen, dass Person nicht durch Körperlichkeit gekennzeichnet ist, sondern durch Intellekt, Gefühl und Wille. All dies wird in der Bibel über Gott gesagt! (z.B. 1. Kön. 5,9; Joh. 3,16; 6,38)

Auch Selbst-Bewusstsein und Selbst-Bestimmung sind Kennzeichen von Personalität. Selbst-Bewusstsein beinhaltet, sich in Beziehung zu seinen eigenen Gedanken, Wünschen und Taten setzen zu können, und ist also mehr als Bewusstsein, so wie Selbst-Bestimmung mehr als mechanische oder instinktive Entscheidung ist!

Noch viel klarer wird uns dies, wenn wir in der Bibel lesen, wie Gott sich in personalen Eigenschaften ausdrückt, die uns dann in vermenschlichten Bildern – damit wir sie besser verstehen – beschrieben werden:

Gott spricht, sieht, hört, trauert, zürnt, eifert, ermahnt, urteilt, richtet, wirbt und ist langmütig; er erschafft, spendet Leben, herrscht und erhält alle Dinge.

Persönlicher Gott bedeutet für uns aber nicht nur, dass Gott eine Persönlichkeit ist, sondern vor allem auch, dass man ihn persönlich kennen lernen kann! Zahllose Menschen glauben, dass Gott ein persönlicher Gott ist, aber sie sind mit ihm nicht vertraut, sie haben keine persönliche Beziehung zu ihm.

Jedoch genau dies erlebte Pascal: In jener Nacht musste er mit Erschütterung erkennen, dass sein bisheriges Christsein gar keines war („Ich habe mich von ihm getrennt, ich bin geflohen […] ich habe ihn gekreuzigt!“); es zerbrach sein Christentum aus Etikette, aus Gewohnheit, aus dogmatischem Eifer, und der lebendige Gott, nunmehr sein Gott („Deum meum […] gerechter Vater“) konnte in sein Leben treten. Und dieses neue Christsein duldete kein bloßes Nebenbei mehr, sondern forderte seine Person in der Ganzheit ihrer Existenz („[…] vollkommene und liebevolle Entsagung […] “)!

Gott ist ewig

Manchmal werden wir gefragt: Woher kommt Gott?
Gott hat keinen Anfang; keinen Ursprung. Die Existenz des Menschen liegt in Gott begründet – aber Gott ist selbst-existent; was er mit der Bezeichnung ausdrückt:

„Ich bin der ICH-BIN.“ (Ex. 3,14)

Gott ist absolut

Vier moralische Eigenschaften erkennen wir als Absoluta Gottes: Heiligkeit, Gerechtigkeit, Güte (Liebe, Wohlwollen, Barmherzigkeit, Gnade) und Wahrheit, vier nicht-moralische Eigenschaften bezeugen seine Unbegrenztheit: Allgegenwart, Allwissenheit, Allmacht und Unwandelbarkeit.

Unwandelbarkeit dürfen wir aber nicht mit Unbeweglichkeit, Starrheit verwechseln. Gott ist aktiv und tritt in Beziehung mit dem Menschen, um ihn zu verändern! In dieser Beziehung ist es für einen unwandelbaren Gott nötig, sein Handeln bei der Veränderung des Menschen zu ändern, um in seinem Charakter und seinen Zielen unwandelbar zu bleiben!

Gott handelt etwa verschieden mit einem Menschen vor und nach dessen Errettung (1. Petrus 3,12). Gottes Unwandelbarkeit besteht darin, dass er stets das Rechte tut und die Behandlung seiner Geschöpfe deren charakterlicher und verhaltensmäßiger Veränderung anpasst, wie wir ja auch in unserem eigenen Wandel mit ihm erfahren können!
Und wer erinnert sich nicht an Gottes Handeln in Jona 1,2; 3,4.10?

Literatur:
Thiessen, H.C.: Lectures in Systematic Theology, Eerdmans Michigan 1977.
Weischedel, W.: 34 große Philosophen in Alltag und Denken. Die philosophische Hintertreppe, Nymphenburger München 1966.
Kubsch, R.: Die Postmoderne. Abschied von der Eindeutigkeit, Hänssler Reihe „kurz und bündig“ Holzgerlingen 2007.
Michelitsch, A.: Allgemeine Religionsgeschichte, Styria Graz 1929.

© www.benaja.at - teilweise verfasst in den späten 1970ern („Schlussfolgerung“), Erweiterungen 2010.

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